Skopje: Bislang verirren sich noch nicht viele Reisende in die Hauptstadt von Nordmazedonien. Mit diesen Reisetipps verpasst du keine der Sehenswürdigkeiten und tauchst in die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt im Balkan ein.
Zugegeben: Eine klassische Schönheit ist Skopje mit Sicherhgeit nicht. Viel zu sehr stechen sich hier sozialistische Vergangenheit, osmanischer Einfluss und wilde Bauwut der letzten Jahre und sorgen für ein optisches Wirrwarr in den Straßen und der Skyline.
Die Stadt Skopje ist die Hauptstadt des heutigen Nordmazedoniens. Historisch war sie über ein halbes Jahrtausend in osmanischer Hand. Von 1944 bis 1991 tief sozialistisch in der Förderation Jugoslawien verankert. Ein weiteres gewichtiges Geschehnis, war ein großes Erdbeben, das 1963 tiefe Wunden im Stadtbild hinterließ. So blieben zum einen die historischen Bauwerke osmanischer Zeit, zum anderen die sozialistischen Plattenbauten nur teilweise intakt bestehen.
Mit dem Großbauprojekt Skopje 2014 probierte man dann der Stadt ein neues Antlitz zu geben, welches sowohl der internationalen Außenwirkung als auch den historischen Begebenheiten genügend Rechnung tragen sollte. Heraus gekommen ist eine „Patchwork-Hauptstadt“, die so in Europa wohl einzigartig ist. Manche sprechen gar vom „Disneyland des Balkans“.
Was auf den ersten Blick verwirrend scheint, kann aber bei genauer Betrachtung durchaus ein spannendes Reiseziel sein. Wenn du dich auf die Stadt einlässt, kannst du die ein oder andere Besonderheit entdecken.
Was ist wo in Skopje?
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Mehr InformationenDie besten Sehenswürdigkeiten in Skopje
Alter Basar von Skopje
Der alte Basar – auch Skopjska Charshija genannt – gehört wahrscheinlich zu den authentischsten Orten, die du dir in Skopje anschauen kannst. Zumindest ist dieses Viertel ziemlich alt. Bereits im 12. Jahrhundert soll dieses Handelsviertel existiert haben.
Der orientalische Einfluss ist unverkennbar: Entlang gepflasterter, engen Gassen treibt man geradezu vorbei an den Geschäften und Restaurants. Nicht nur die Optik, sondern auch die Gerüche, Klänge und Geschmäcker machen den alten Basar exotisch und daher so spannend. Nicht umsonst stammt das Wort Charshija aus dem Persischen und bedeutet soviel wie „von vier Seiten“.
Die Geschäfte hier sind größtenteils schon seit Jahrhunderten in Familienbesitz und deshalb sind die Händler auch sehr erpicht darauf, ihre Waren an den Mann zu bringen. Wie es sich für einen echten orientalischen Basar gehört, gehört hier Handeln und Feilschen natürlich zum guten Ton.
Mustafa-Pascha-Moschee
Oberhalb des alten Basars liegt eines der wichtigsten Bauwerke der osmanischen Zeit in ganz Nordmazedonien. Die Mustafa-Pascha-Moschee ist nur eine von vielen im Stadtviertel Čair von Skopje, aber die größte und wichtigste der muslimischen Gemeinde.
Den zentralen Teil der Moschee bildet natürlich der Betsaal mit seiner eindrucksvollen Kuppel, an den sich eine marmorbesetzte weiße Vorhalle anschließt. Das Minarett ist stolze 47m hoch. Errichtet wurde sie vom einstigen Großwesir Mustafa Pascha im 15. Jahrhundert. Die letzte Renovierung fand im Jahr 2000 an. Wenn man sich an die Regeln hält – keine Schuhe, angemessene Kleidung – kann man das Gotteshaus außerhalb der Gebetszeiten auch als Nicht-Muslim besichtigen.
Mutter-Teresa-Haus in Skopje
Kommen wir zu wohl bekanntesten Tochter der Stadt: Damals hieß die Stadt noch nicht Skopje sondern Üsküp und stand unter osmanischer Herrschaft. Am 26. August 1910 erblickte hier Anjezë Gonxhe Bojaxhiu das Licht der Welt. Weltbekannt wurde sie jedoch unter ihrem späteren Namen: Mutter Teresa.
Bereits mit 12 Jahren trat sie einem katholischen Orden bei und zog später nach Indien. Dort legte sie sich den Namen Teresa zu und probierte ihre Vision der Nächstenliebe so gut es ging umzusetzen. 1979 wurde sie für ihre Verdienste sogar mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
In Gedenken an die wohltätige Ordensschwester wurde in Skopje das Mutter-Teresa-Haus errichtet. Ihr eigentliches Geburtshaus wurde bei dem verherrenden Erdbeben im Jahr 1963 leider zerstört.
Von außen erinnert das Gebäude an ein mazedonisches Bürgerhaus, welches um indische Elemente erweitert wurde. Hiermit soll auf das internationale Wirken von Teresa hingewiesen werden. Auf der Fassade befinden sich außerdem 700 Friedenstauben. Vor dem Haus gibt es ein sehr schönes Denkmal, welches Mutter Teresa sehr lebensnah abgebildet zeigt.
Im Inneren des Mutter-Teresa-Haus in Skopje befindet sich ein Museum, das an das Leben und Schaffen der Wohltäterin erinnern soll. Außerdem beherbergt es eine kleine Kapelle. Die Mutter-Teresa-Gemeinschaft ist noch heute für die Ärmsten der Armen in Skopje tätig.
Festung Kale in Skopje
Die Festung Kale ist das Wahrzeichen von Skopje. Der Name ist eigentlich doppel-gemoppelt: Kale ist mazedonisch und bedeutet eigentlich nur „Festung“. Daher ist oft auch von der „Skopsko Kale“ (Festung von Skopje) die Rede.
Die erste Festung wurde hier bereits im 6. Jahrhundert urkundlich erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten fiel sie jedoch immer wieder vollständigen Zerstörungen durch angreifende Truppen zum Opfer. Das genaue Baujahr der heutigen Festung ist umstritten. Vermutlich entstand sie aber im 17. Jahrhundert. Wie so vieles in Skopje wurde auch die Kale durch das große Erdbeben 1963 stark zerstört.
Erst 2006 startete die nordmazedonische Regierung die Ausgrabung und der Wiederaufbau des einst standhaften Gebäudes. Nach den Restaurationen sind nun heute große Teile der Mauern, drei der ehemals 70 Wachtürme und das Haupttor wieder zu besichtigen.
Noch eindrucksvoller als die Festung, ist aber eigentlich der Ausblick von hier oben. Das historische Gebäude liegt auf einer Erhebung über dem Fluss Vardar und bietet spektakuläre Aussichten auf die Stadt Skopje und die angrenzende Umgebung. Besonders zum Sonnenuntergang entwickelt dieser Ort einen ganz besonderen Reiz.
Statue von „Alexander der Große“ oder „Reiter auf dem Pferd“
Auf dem wohl größten Platz in der Neustadt (offiziell: Macedonia Platz), thront auf einem Sockel in über 20m Höhe ein Reiter auf einem goldenen Pferd. Anmutig scheint er die Stadt zu bewachen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es sich hierbei wohl um Alexander den Großen handeln muss. Offiziell heißt die Skulptur aber schlicht „Reiter auf dem Pferd“.
Historisch ist umstritten, ob der große Feldheer im heutigen Nordmazedonien oder doch in der Region Mazedonien in Griechenland geboren wurde. Dies ist eine der viele Dinge, die seit Jahren den Konflikt zwischen Nordmazedonien und dem benachbarten Griechenland befeuert haben. Eine der Höhepunkt war sogar die Umbenennung von Mazedonien in Nordmazedonien im Jahr 2009. Mit diesem Kompromiss stimmten die Griechen zu, Nordmazedonien bei ihrem Beitritt in die EU zukünftig unterstützen zu wollen.
Ganz gleich wen diese Statue nun schlußendlich zeigt, eine Sache ist sicher: Beim Großbauprojekt Skopje 2014 war sie wahrscheinlich eine der teuersten Investitionen. Ganze 8 Millionen Euro hat das neue Wahrzeichen der Neustadt verschlungen.
„Die Mütter von Mazedonien“-Brunnen
Wer oder was ist Nordmazedonien? Dieser Frage geht man Brunnen mit dem Titel „Die Mütter von Mazedonien“ nach. Die Installation zeigt mehrere Mütter, die sich um ihre Kinder kümmern, sie nähren, pflegen und Liebe geben.
An diesem Brunnen wird die Aufbruchstimmung in Nordmazedonien und Skopje besonders sichtbar. Kritiker bemängeln aber oft die fehlende Diversität: Schließlich sei ein großer Teil der heute im Land lebenden Menschen z.B. albanischer Abstammung (ca. 25% der Bevölkerung).
Archäologisches Museum in Skopje
Das archäologische Museum Mazedoniens wirkt schon von außen äußerst pompös und übertrieben. Beim Bau orientierte man sich an Prachtbauten der griechischen Antike. Zahlreiche Säulen durften dabei natürlich nicht fehlen.
Im Inneren ist das Museum aber durchaus vielversprechend und zeigt eine große Auswahl von Ausgrabungsexponaten und gibt einen guten Einblick in die Historie des jungen Staates. Doch auch hier gibt es noch viel freie Ausstellungsfläche, die irgendwann gefüllt werden will.
Das Fotografieren im Museum ist übrigens strengstens verboten und wird von den vielen „Guards“ genau überwacht.
Der alte Bahnhof von Skopje / Stadtmuseum
Der alte Bahnhof von Skopje ist ein Bau, der nicht mehr durch sozialistische Schlichtheit erstaunen könnte. Die große Uhr zeigt stets 5:17 Uhr an. Zu diesem Zeitpunkt ereignete sich am 26. Juli 1963 das große Erdbeben, das die halbe Stadt zerstörte. Auch der Bahnhof blieb davon nicht verschont und ist heute größtenteils eine Ruine.
Zuerst wurde die Bahnhofsuhr wohl nur aus Nachlässigkeit nicht repariert. Inzwischen steht sie aber als Mahnmal für diesen furchtbaren Schicksalstag.
Im noch erhaltenen Teil der Bahnhofshalle befindet sich heute das kleine Stadtmuseum von Skopje.
Steinbrücke und Brücke der Zivilisationen
Neben zahlreichen Statuen wurden in den letzten Jahren auch mehrere Brücken über den Fluss Vardar gebaut. Eine der schönsten ist die Steinbrücke. Die Steinbrücke hält was ihr Name verspricht. Aber besonders in den Abendstunden ist sie hübsch anzusehen und erinnert an Städte wie Prag in Tschechien oder Budapest in Ungarn.
Die Brücke mit dem sperrigen Namen „Brücke der Zivilisationen“ führt zum Archäologischen Museum Mazedoniens. Hier finden sich (fast) zu viele Figuren aus der Geschichte des Landes. Zu jeder gibt es ein paar Hintergrundinfos zu lesen. Einen Zusammenhang erschließt sich für den Besucher aber leider nicht. Ob sich da jemand von der Prager Karlsbrücke inspirieren ließ?
Porta Macedonia
Ein weiteres markantes Bauwerk ist das Porta Macedonia (Mazedonisches Tor), welches man leicht – und gewollt – mit dem Arc de Triumphe in Paris verwechseln kann.
Die Ausgabe in Skopje ist aber bedeutend kleiner als ihr Pendant in Frankreich. Ebenfalls erinnert sich hier nicht an die französische Geschichte sondern soll die Erhabenheit und den Glanz Nordmazedoniens repräsentieren.
Weitere Reisetipps für Skopje
Hat dich mein Artikel neugierig gemacht? Dann kläre ich hier noch ein paar wichtige Fragen, bevor du nach Skopje aufbrichst.
Lohnt sich eine Reise nach Skopje?
Durch ihre viele Kuriositäten stellt Skopje in Europa bestimmt eine ganz besondere Ausnahme dar. Alleine das Zählen aller 2014 aufgestellten Statuen, kann dich einen ganzen Tag beschäftigen. Was man aber nicht vergessen darf: All das bestehende und das neue, steht für einen jungen Staat, der noch dabei ist seine genaue Identität festzulegen.
Wenn du nach Skopje reist, wirst du auf diese Weise zumindest einiges über die Geschichte und Zukunft Nordmazedoniens lernen können.
Wann ist die beste Reisezeit um Skopje zu besuchen?
Skopje kannst du ganzjährig bereisen. Im Winter können die Temperaturen aber teilweise unter 0 Grad fallen und es ist mit Schnee zu rechnen. Die beste Reisezeit für Nordmazedonien ist April bis September.
Wie komme ich nach Skopje?
Skopje hat einen eigenen internationalen Flughafen. Von Deutschland aus fliegen z.B. Flugzeuge der Discount-Airline WizzAir mit Start ab Dortmund regelmäßig hierher. Weitere Flughäfen in der Nähe sind: Ohrid (194km) und Pristina im Kosovo (118km) und Thessaloniki in Griechenland (218km).
Wieviel Zeit braucht man für einen Besuch in Skopje?
Ein Tag sollte ausreichen um die wichtigsten Wahrzeichen der Stadt erkunden zu können. Ein paar Tage mehr lohnen sich, wenn du auch die Umgebung, das Lebensgefühl und die durchaus schmackhafte Küche kennenlernen willst.
Mehr zum Projekt „Skopje 2014“
In diesem Newsbeitrag des TV-Senders PBS erfahrt ihr übrigens noch viel mehr über die „Bauwut“ in Skopje und zu welchen Absurditäten sie führten.
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- Oppeln, Philine von(Autor)
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