Auschwitz: Kein Reiseziel, das man „einfach mal so“ besucht!

Ehemaliges KZ Auschwitz in Oswiecim

Reise nach Auschwitz
Eine Reise nach Auschwitz benötigt Pietät, Respekt und Vorbereitung. Ein schwieriger Ort, den man aber besuchen sollte.

Eine Reise zum ehemaligen KZ und Vernichtungslager in Auschwitz ist etwas, was man nicht einfach ohne Vorwissen tun sollte. Ein Besuch ist schwere Kost und gerade deshalb so wichtig. Dennoch benehmen sich manche Touristen an einem der wichtigsten Mahnmale in Europa ohne Anstand.


Kann ein Ort wie das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ein Reiseziel sein? Einen Ort, an dem unzählige Menschen gefoltert, missbraucht und getötet wurden und der, wie kaum ein anderer Ort auf der Welt, für den millionenfachen Mord an Juden, Andersdenkenden oder all den anderen, die nicht in das menschenverachtende System der Nazis passten, steht?

In Auschwitz bekommt das Grauen ein Gesicht

Es ist ein kalter Februartag, an dem ich die Gedenkstätte Auschwitz in Polen besuche. Es gibt wohl kaum einen Ort, über den ich mir im Vorhinein so viele Gedanken gemacht habe. Man kennt die schrecklichen Geschichten aus dem Schulunterricht, die schlimmen Bilder aus Dokumentationen und Büchern.

Wachturm in Auschwitz
Alter Wachturm im Stammlager: Wer nach Auschwitz deportiert wurde, fand hier den Tod oder wurde auf der Flucht erschoßen.

Es war die Hölle auf Erden. Ein unwirklicher Ort, deren Existenz man sich gar nicht vorstellen will. Und dann steht man selber vor dem Eingangstor zum Lager. Über einem ist der zynische Schriftzug „Arbeit macht frei“ angebracht. Und dann stellt man fest: Die Hölle auf Erden war ein Ort unweit des heutigen Tourismusmagneten Krakau. Obwohl man seine Existenz nie angezweifelt hat, wird er jetzt erst wirklich greifbar.

Am Ende kommen Touristen

Die aus mehreren Lagern bestehende Anlage, ist heute nur noch unter dem Namen Auschwitz in der ganzen Welt bekannt. Heute noch erhalten sind das Stammlager, das Vernichtungslager Birkenau und das Arbeitslager Monowitz. Während des zweiten Weltkrieges muss es bis zu 50 weitere Arbeitslager in der Umgebung gegeben haben. Als die rote Armee am 27. Januar 1945 das Lager befreite, hatten die Nazis in Panik noch versucht, so viel wie möglich zu vernichten.

Eingangstor Birkenau
Eingangstor zum Vernichtungslager Birkenau: Hier fand die systematische Tötung von Menschen statt.

Heute ist Auschwitz Museum, Gedenkstätte und Mahnmal zugleich. Ein „dunkler“ Tourismusmagnet, den jedes Jahr mehr als 2 Millionen Menschen aus der ganzen Welt besuchen. Der Besuch geht nicht spurlos an einem vorüber, egal wie sehr man sich vorher auf das Unfassbare was einem hinter dem Eingang erwartet, vorbereitet hat.

Unzählige Infotafeln erzählen über das Schicksal der hier zu Tode gekommenen Menschen. Riesige Sammlungen von zurückgelassenen Schuhen, Prothesen oder Taschen lassen einen die Dimensionen der Massenvernichtung klar werden, selbst wenn sie noch lange nicht vollständig sind.

Zurückgelassene Schuhe Auschwitz
Diese große Sammlung Schuhe ist hart anzusehen. Noch härter ist es, wenn man weiß, dass es nur einen kleinen Teil der getöteten Juden und Andersdenkenden entspricht.

Den Höhepunkt nehmen diese dokumentierten Untaten denn im zweiten Lager Birkenau. Hier wurden Menschen nicht nur durch harte körperliche Arbeit in den Tod getrieben, sondern vergast, erschoßen und gehängt. Nicht in Ausnahmefällen, sondern systematisch zu hunderten pro Tag. Ein Ort, an dem man den Glauben an die Menschheit endgültig verliert.

In Auschwitz muss man sich verantwortungsbewußt verhalten

Ein Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau fordert von einem selbst eine Menge ab. Und besonders wichtig ist es, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Es handelt sich schließlich nicht nur um einen der grausamsten Orte der neueren Geschichte der Menschheit, sondern auch um einen riesigen Friedhof.

Dennoch hat das Besucherzentrum immer wieder mit Gästen zu kämpfen, die dieses Ausmaß nicht klar zu sein scheint. Touristen machen Erinnerungsselfies vor der Erschießungsswand oder in der Gaskammer, wandeln auf Schienen für ein besonders bewegendes Instagram-Foto oder legen sich gar in die Betten der Lagerbewohner.

Gleise Birkenau
Kein Ort für ein Erinnerungsselfie: Die Züge brachten auf diesen Schienen Menschen in den sicheren Tod.

Es starben hier unschuldige Menschen. Die Schienen brachten sie in den sicheren Tod. In den Krematorien wurden die leblosen Körper wie einfach verfeuert. Auch wenn sich die meisten Besucher glücklicherweise an die (unaufgeschriebenen) Regeln halten, scheint es für manche immer noch nicht möglich zu sein.

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Und falls du dich jetzt fragst, ob man in Auschwitz überhaupt fotografieren sollte. Klar! Unbedingt sogar! Nur so kann man den realen Schrecken auch Freunden zuhause zeigen, die selber noch nicht die Möglichkeit hatten diesen Ort zu besichtigen. Auschwitz sollte nur kein Ort für Selbstinszenierer sein, die ein paar schlechte Likes auf Social Media abgreifen wollen.

Auschwitz und der „Dark Tourism“-Hype

In den letzten Jahren hat sich ein neumodischer Begriff etabliert: Dark Tourism bzw. Dunkler Tourismus. Er bezeichnet all jene Orte, die weder malerisch schön noch interessant lebendig sind, dennoch aber Reisende aus der ganzen Welt anziehen. Neben Auschwitz sind z.B. Tschernobyl oder auch die Killing Fields in Kambodscha weitere Beispiele für diesen Sammelbegriff.

Die Kritik am Dark Tourism ist nicht, dass man diese Orte gar nicht bereisen sollte. Man sollte sie aber auch nicht besuchen, wenn der eigene Anreiz ist, dass sie eine grausame, dunkle oder fürchterliche Geschichte haben.

Rose in Birkenau-Baracken
Die alten Baracken in Birkenau sind heute Mahnmal wie Erinnerung der im Lager zu Tode gekommenen Insassen.

Solche Orte, die ganz im Gegensatz zu der Leichtigkeit und Freude, die eine Reise vermitteln sollte, stehen, müssen trotzdem mit eigenen Augen gesehen werden. Nur so kann man das Unfassbare wirklich begreifen. Ein Mahnmal, muss zur eigenen Reflexion zwingen. Nur so kann man erreichen, das so etwas nie wieder passieren kann.

Dieser Ort hinterlässt einen sprachlos

Zurück zu meinem Besuch. Nach dem Ende meiner Führung durch das KZ, welcher mit dem Besuch der Gaskammern in Birkenau endet, verabschiedet die sehr gute deutschsprachige Führerin uns unaufgeregt und ohne viele Worte. Sie scheint über die Jahre zu wissen, wie sich die Besucher nach der schweren Kost fühlen müssen.

Bahn Auschwitz
Rekonstruierter Zug im Vernichtungslager Birkenau: Viele der Deportierten fanden schon auf dem Weg hier her in den unbeheizten Waggons den Tod.

Es herrscht Stille, manch einer weint oder grübelt mit leeren Augen vor sich hin. Ein Besuch in Auschwitz lässt niemanden kalt und es ist einfach keine Ausflugsziel, das man einfach mal so zwischendurch in Angriff nimmt.

Es ist ein verstörrender, wenn auch äußerst lehrreicher Besuch gewesen. Wahrscheinlich etwas, was man nur einmal im Leben macht. Etwas was man einmal im Leben tun sollte.

Weitere Informationen über das KZ Auschwitz

Ich habe mich in diesem Artikel nur bruchstückhaft mit der Geschichte dieses Ortes auseinandergesetzt. Viel mehr ging es mir darum hervorzuheben, warum sich eine Reise nach Auschwitz lohnt und was es zu beachten gibt.

Die Geschichte wird in unzähligen Dokus und Filmen besser behandelt, als ich es je könnte. Ein paar von diesen möchte ich dir daher vor deinem Besuch noch ans Herz legen.

Dokumentation über Auschwitz

Diese ZDF-Doku beleuchtet ausführlich die Entstehung, Befreiung und Alltag des Vernichtungslager. Es kommen auch Zeitzeugen zu Wort.

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Film „Pizza in Auschwitz“

Diese Dokumentation begleitet einen Holocaust-Überlebenden, der seinen Enkeln die Gedenkstätte zeigen will. Äußerst einfühlsam und nah.

Eintrag „Pizza in Auschwitz“ auf IMDB.com

Film „Am Ende kommen Touristen“

Dieser Film hat einen besonderen Ansatz, sich mit dem Holocaust und der deutschen Schuld auseinander zu setzen. Ein Zivildienstleistender arbeitet in einer Bildungsseinrichtung für deutsche Jugendliche im heutigen Oswiecim zusammen. An dem Ort, wo einst die Deutschen das Töten im System durchführten, verliebt er sich in eine Polin und wird mit seiner eigenen Herkunft konfrontiert.

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Wissenswertes für deinen Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz

🚗 Wie erreiche ich Auschwitz von Krakau aus?

Die meisten Touristen übernachten in der Stadt Krakau und besuchen die Gedenkstätte von hier aus im Rahmen einer Tagestour.

Wenn du einen eigenen Mietagen besitzt, kommst du in knapp 1 Stunde von Krakau nach Auschwitz. Die Fahrtstrecke beträgt ca.  65 km.

Aber auch ohne eigenes Auto, kannst du günstig einen Tagesausflug unternehmen. Vorab – und vorort in Krakau – lassen sich verschiedene tagesfüllende Touren buchen. Bei vielen sparst du so auch Zeit, da du nicht erst an der Kasse anstehen musst. Oftmals ist eine deutschsprachige Führung mit im Preis beinhaltet.

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Auschwitz: Touren und Tickets buchen

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💰 Was kostet der Eintritt für die Gedenkstätte Auschwitz?

Der Eintritt zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau ist kostenlos.

Trotzdem sollte man vorab sein Ticket online buchen. Damit vermeidet man Wartezeiten an der Kasse. Außerdem wird der Zutritt in Zeitslots durchgeführt. In jedem Slot darf nur eine bestimmte Menge an Besuchern die Gedenkstätte und das Museum betreten. Außerdem gibt es Zeiträume, die für geführte Touren reserviert sind und welche, an denen man als Individual-Besucher kommen kann.

Die kostenlose Registrierung kannst du auf der offiziellen Website durchführen. Hier siehst du auch direkt, welche Zeitabschnitte noch nicht ausgebucht sind.

❔ Kann man Auschwitz ohne Führung ansehen?

Ja, auch auf eigene Faust kannst du dir Auschwitz ansehen. Es gibt viele Informationstafeln, die auch in deutsch von der Geschichte dieses Ortes erzählen. Bitte beachte aber, dass für Individual-Besucher bestimmte Zeitabschnitte für den Besuch vorgesehen sind. Audioguides gibt es aber bislang keine.

Am besten besucht man Auschwitz-Birkenau sowieso mit einer Führung. Führungen werden zu bestimmten Zeiten in insgesamt 20 Sprachen angeboten. Die Guides sind äußerst gut geschult und können so viel Wissen vermitteln, was bei einem Besuch auf eigene Faust wahrscheinlich nicht möglich wäre.

Über die offizielle Website kannst du eine Führung in deiner Sprache direkt mitbuchen.  Die Preise liegen hier zwischen 15 und 20€ pro Person. Bei organisierten Gruppenreisen (z.B. von Krakau aus) sind die Guides häufig bereits im Preis beinhaltet.

Stammlager Auschwitz
Stammlager Auschwitz

⌛ Wie lange dauert eine Führung durch Auschwitz?

Für einen geführten Besuch durch das Museum in Auschwitz solltest du etwas Zeit mitbringen. Da es sich bei Auschwitz um einen größeren Komplex aus verschiedenen Lagern handelt, müssen teilweise auch weite Wege überwunden werden oder mit dem Auto gefahren werden.

Bei den meisten Besuchen wirst du Auschwitz I  und das zweite Lager Birkenau sehen. Manchmal gibt es noch einen zusätzlichen Besuch von Monowitz.

Für eine Führung durch die Gedenkstätte Auschwitz  solltest du daher gute 3 Stunden einplanen.


Empfohlener Polen-Reiseführer

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3 Kommentare

  1. Ich finde, es ist immer schwierig, dazu die richtigen Worte zu finden. Umso gelungener finde ich deinen Beitrag, du gibst die Stimmung vor Ort treffend wieder und machst darauf aufmerksam, wie wichtig ein würdevolles Verhalten ist. Und das alles, ohne den Zeigefinger zu heben. Danke dafür.

    Lg Kasia

  2. So lange ich es noch kann, mochte ich in diesem Jahr AUSCHWITZ aufsuchen. Mein verstorbener Mann war fast 5 Jahre unter russischer Führung im Berlin-Hohenschönhausen inhaftiert. Ich selbst bin einen Tag vor der Befreiung von Auschwitz geboren und meine alte jüdische Freundin, die im vergangenen Jahr verstarb, hatte Auschwitz überlebt. Es ist mir eine innere Verpflichtung, nach dort zu fahren.

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