Hunderte von Gästen, viel Geld und feierliche Zeremonien: In Ghana ist das Ende des Lebens ein wahres Fest, was sich auch bei der Beerdigung zeigt. Alle, die den Verstorbenen kannten nehmen selbstverständlich daran teil. Nur die Person um die sich alles dreht, ist nicht mehr da.
Der Tod in Ghana ist für die Hinterbliebenen eigentlich genau so schlimm und schmerzhaft, wie überall sonst auf der Welt. Jedoch neigt man im lebensfrohen Westafrika nicht zu Stille und leisem Gedenken an den Verstorbenen. Die Zeremonien kommen eher laut und grell daher. Ihre Dauer kann schon über ein paar Tage gehen. Alles verläuft getreu dem Motto: Gedenken den Toten, aber feier auch deren Leben!
Die Anzahl der Gäste auf einer Beerdigung ist entscheidend
Eine Beerdigung in Ghana geht über mehrere Tage. Am Freitag findet in der Regel die Totenwache statt. Am Samstag wird der Tote dann zu Grabe getragen. Die wichtige Messe wird am Sonntag eröffnet. Oftmals ist nach diesem wichtigen Wochenende noch nicht Schluß mit der Trauerzeremonie. Es kann weitere Zusammentreffen mit Familie und Freunden geben, um sich die Erinnerung an den Verstorbenen gemeinsam immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.
So eine Beerdigung ist eine ziemlich teure Angelegenheit. Die Familie des Toten trägt schließlich alle Kosten für die Verpflegung der Gäste und der Unterbringung für die von weither Angereisten. Die Zahl der Anwesenden ist dabei sehr hoch und kann schon mehrere 100 Leute betragen. Jeder ist eingeladen, der den Verstorbenen kannte und an seinem Gedenken teilhaben möchte. In Dörfern beispielsweise ist dies häufig die gesamte Einwohnerzahl. In großen Städten wie Accra kann die Besucherzahl noch extremer sein. Es reicht auch schon aus, der Stammfriseur oder Arzt des Verstorbenen gewesen zu sein.
Um die Beerdigung publik zu machen, werden im großen Umkreis des Wohnorts des Verstorbenen aufällige und bunte Plakate aufgehangen. Positiver Nebeneffekt: So spart man sich die Benachrichtigung entfernter Freunde über den Verlust des geliebten Menschen. Ist der Tod noch sehr frisch, bilden sich oftmals exessiv trauernde Gruppen auf den Straßen, die Autofahrer anhalten und über den Tod informieren. Oftmals sind diese dann selber sehr ergriffen. Ein großer Verkehrsstau infolgedessen ist nicht selten.
Die gesamte Beerdigung in Ghana kann schon inklusive aller Kosten bis zu 15.000€ verschlingen. Das ist sehr viel Geld für die meisten Menschen hier. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt hier bei gerade mal 1300€. Notfalls muss noch etwas mehr gespart werden. Dann wird der Leichnam für ein kleines Geld eingefroren bis endlich die pompöse Trauerzeremonie finanziert werden kann. Von dieser hängt schlußendlich auch das Ansehen einer ganzen Familie in der Gemeinschaft ab. Daher ist auch für die meisten Ghanaer eine prunkvolle Beerdigung auch wichtiger als z.B. eine Hochzeit.
Die Särge in Ghana: Personalisierte Kunst
Wie bereits erwähnt wird in Ghana beim Tod nicht nur geweint und getrauert. Ebenso wichtig ist der Gedanke, dass das Leben auch weitergehen muss und wie gut das Leben des Toten war. Tänze, Singen und laute Musik sind dabei völlig normale Stilmittel. Ebenso normal wie die ganz besonderen Särge, die eine ganz ungewohnte Form haben können und an das Leben des Verstorbenen erinnern sollen. Vorausgesetzt natürlich die Hinterbliebenen können so etwas finanziell stemmen!
Während hierzulande der Sarg eine eckige Kiste aus Holz ist, ist in Ghana häufig nur der Baustoff derselbe. So ein Sarg kann hier schon zum morbiden Kunstwerk werden und in allen Formen und Farben geschreinert werden. Wie so ein Sarg aussieht, liegt ganz an den Wünschen der Familie. Kein Wunsch scheint hierbei zu skurill oder schwierig zu sein. Der personalisierte Sarg soll in besondere Art und Weise an den Verstorbenen erinnern.
Pfiffige Schreiner haben sich ganz auf das Sarggeschäft spezialisiert. Es gibt Särge, die wie Tiere aussehen und dem Lieblingstier des Menschen, der bald zu Grabe getragen wird, entsprechen. Derjenige, der sein Leben lang bei einem großen Getränkehersteller gearbeitet hat, wird direkt in einer detailreichen Getränkedosen dessen beigesetzt.
Weitere Arten den Sarg zu gestalten: Das nachgebildete Auto des Toten oder auch sein größter Wunsch. Ein Boot, falls er Angler war. Und immer so weiter. Den Ideen sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Und die vielen fähigen Schreiner im Land verstehen ihre Arbeit und können beinnahe alle Wünsche perfekt und bis ins Detail in Holzform umsetzen. Das ganze hat natürlich auch einen stolzen Preis!
Nur für Beerdigungen: Rot und Weiß NIE im Alltag kombinieren
So viel Brauchtum und Tradition verlangt natürlich auch eine strikte Kleiderordnung. In Ghana sieht man auf Beerdigungen vorrangig rote, weiße und schwarze Festtagskleidung. Die Stoffe müssen wie in den meisten anderen Kulturen auch festlich und die Kleidung sauber sein. Die überwiegende Kleiderfarbe der Gäste verrät hierbei das Alter des Verstorbenen. Erreichte er oder sie das 40. Lebensjahr nicht, wird rot getragen. Schwarz steht den Verstorbenen im Alter von 40 bis 70 Jahren zu. Die klassische Schwarz-Weiß-Kombination, wie auch wir sie kennen, trägt man nur bei Personen, die 70 Jahre oder älter wurden. Eine Besonderheit in Ghana – das Durchschnittsalter liegt bei knapp 60 Jahren!
Daher sollte man auch, oder gerade eben, als Ausländer und Reisender NIE weiß und rot kombinieren. Am besten erst gar keine dieser beiden Farben mit in den Urlaub nehmen. Weiß bleibt wegen den staubigen Straßen sowieso nicht lange sauber und wer rot trägt kann sich sicher sein, dass er schnell die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf sich ziehen wird. Diese werden ihr Beileid zu deinem schweren Verlust bekunden. Das ganze anschließend aufzuklären, will wohl jeder unbedingt vermeiden!
Die Farbe Rot symbolisiert vor allem in der Ashanti Kultur Trauer. Anders ergeht es übrigens den Verstorbenen. Diese werden wie in vielen westlichen Kulturen stets festlich im Kleid oder Anzug beigesetzt.
Empfohlener Ghana-Reiseführer
- Briggs, Philip (Author)
Hey Kristof,
das ist wirklich ein superinteressanter Beitrag. Ich habe ihn sehr gerne gelesen!
Viele Grüße
Feli
Das freut mich! Vielen Dank für dein Lob! 🙂
Hallo, wie sehen den die Gräber in Ghana aus? Gibt es Grabsteine mit Inschrift.
Danke für die Antwort.
Liebe Grüße
Günter
Hallo Günter
Eine interessante Frage! Im Normalfall sind die Gräber ähnlich wie bei uns. Imposante Grabsteine gibt es aber sehr selten. Meist befindet sich auf dem Grab aber ein Kreuz mit dem Namen des/der Verstorbenen. Selber habe ich keinen Friedhof in Ghana besuchen können.
Vielen Dank für diesen tollen und spannenden Beitrag. Interessant zu lesen, dass eine solche Beerdigung über mehrere Tage gefeiert wird und viele Gäste eingeladen werden. Was für eine faszinierende Kultur! Danke für den Artikel!