Im Dorf Larabanga im Norden von Ghana steht die älteste Moschee in Westafrika. Über ihre Entstehung existieren viele Geschichten. Touristen sieht man hier aber bislang noch sehr selten.
Eigentlich kann man Larabanga gar nicht verfehlen: Das kleine Dorf mit vielleicht gerade mal 5000 Einwohnern liegt strategisch gelegen auf der Verbindungsstraße zwischen Tamale – Hauptstadt der Nordregion – und Wa – Hauptstadt der Hohen West Region. Auch wer sich von Ghanas Hauptstadt Accra auf den Weg zur beliebtesten Sehenswürdigkeit des Landes, den Mole Nationalpark, macht, wird unweigerlich das einfach Dorf passieren. Nur 6km weiter südlich kann man bereits Elefanten in freier Wildbahn beobachten.
Trotzdem machen nicht viele Touristen einen Halt in Larabanga. An guten Tagen in der Hochsaison sind es vielleicht 10 Stück. Aber diejenigen, die bewusst hier her kommen, wollen alle eine ganz besondere Moschee mit eigenen Augen sehen.
Moschee in Larabanga: Ein Gotteshaus aus Lehm
Die Moschee in Larabanga ist traditionell aus Lehm errichtet worden. Gotteshäuser dieses Baustils findet man nicht nur in Ghana, sondern auch den Nachbarländern Burkina Faso und der Elfenbeinküste vor. Insgesamt existieren 8 Bauwerke dieser Art im Land. Die Moschee in Larabanga ist aber am eindrucksvollsten.
Das weiß verputzte Gebäude verfügt insgesamt über 4 Eingänge. Einer steht dem Oberhaupt des Dorfes zu, ein anderer dem Muezzin. Die zwei übrigen Türen sind jeweils getrennt von Frauen und Männer zu benutzen. Nicht-Muslimen ist der Zutritt ins Gebäude generell untersagt. Für ein kleine „Eintrittsgeld“ von etwa 10 Cedi, kann aber jeder das Gebäude von außen in Betracht nehmen.
Das Geld soll (offiziell) der Instandhaltung des historischen Gebäudes zu Gute kommen. Und um den Zustand der ältesten Moschee in Ghana stand es lange äußerst schlecht. In den 1970er Jahren war das Gotteshaus fast völlig zerfallen. Es wurden nur simple und günstige Restaurierungsarbeiten durch die Dorfgemeinschaft durchgeführt. Besonders die Regenzeit setzte dem Bauwerk immer wieder massiv zu.
Nachdem die Moschee Anfang der 2000er Jahre auf die WMF Liste der 100 am meist bedrohten Monumente der Welt geriet, passierte endlich etwas. Mit internationaler Hilfe und der Beauftragung französischer Architekten wurde dem Gebäude aufwendig zu altem Glanz verholfen. 2002 kam dann der damals amtierende UN-Generalsekretär (und gebürtige Ghanaer) Kofi Anan nach Larabanga, betete hier und erwähnte wie wichtig die Erhaltung dieser historischen Moschee sei.
Seitdem ist es wieder ruhig geworden. Die Dorfbewohner scheinen bei der Instandhaltung der Moschee weitgehend auf sich allein gestellt zu sein. Kein leichtes Unterfangen, denn die Einwohner Larabangas leben selbst nur in einfachen Verhältnissen. Die paar Reisenden, die sich hier her verirren und einen kleinen Obulus für die Moschee zahlen, sind da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ein paar 100€ kommen so im Jahr zusammen. Für einen Anwärter für die Liste des UNESCO Weltkulturerbes ist dies ein schlechtes Signal!
Von mystischen Steinen und magischen Speerwürfen
Die Geschichte, die um die Entstehung der Moschee in Larabanga rankt, klingt für die meisten Besucher wahrscheinlich skurill. Für die Bewohner des Dorfes ist die Wahrheit dieser Legende aber unanfechtbar.
Im Jahr 1421 kam ein arabischer Händler namens Ayuba zufällig in das kleine Dorf. Im Traum bekam er den Auftrag eine Moschee neben einem mystischen Stein zu errichten. So einen Stein fand er hier wirklich vor. Seit mindestens 600 Jahren sitzt er auf einem Felskegel. Wer ihn runterschiebt, soll noch am selben Tage sterben. Wer hier Geld oder andere Opfergaben hinbringt, dem soll das Glück sein ganzes Leben lang treu bleiben.
Unsicher wo genau er die Moschee erbauen sollte, nahm sich Ayuba einen Speer und warf ihn in Richtung Mekka. Der Speer landete einen ganzen Kilometer entfernt wieder auf dem Boden. Dort fand der Händler die Überreste einer alten Moschee vor. Über Nacht erschien dann dort durch göttliche Fügung – ohne sein Zutun – die heutige Moschee, das sagen zumindest die einen. Die anderen meinen, dass der arabische Händler sie in Rekordzeit alleine errichtet hätte.
Ayubas letzter Wille: Er wollte direkt neben dem Gotteshaus beerdigt werden. Er lebte 80 Jahre weiter im Dorf, bis er verstarb und sein Wille geschah. Heute wächst auf seinem Grab ein großer Baobab. Die Dorfbewohner sagen, dass er stets vom Bauwerk wegwachsen würde, damit das Mauerwerk nicht beschädigt würde.
Auch der mystische Stein existiert heute noch: Ein Prediger „bewacht“ den mystischen Stein in Larabanga, der Stelle wo alles begann. Dort kommen auch immer wieder Menschen hin und legen Geld ab. Zusammen mit dem Prediger führen sie eine Zeremonie durch, um ewige Glückseeligkeit zu erlangen.
Von manchen Gläubigen wird vom „Mekka von Westafrika“ gesprochen, wenn es um Larabanga, seine Moschee und seine Legenden geht. Ein heiliger Ort!
Spannend: In Larabanga wird auch noch heute „Kamara“ gesprochen. Diese Sprache brachte einst Ayuba in das Dorf. Nirgendwo anders auf der Welt gibt es diese Sprache.
TV-Reportage über die Moschee von Larabanga
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Das Leben in Larabanga
Ziemlich interessante Sache, so unweit vom Ghanas touristischen Höhepunkt Mole Nationalpark, oder? Leider bleiben die Touristenströmen bislang aber aus.
Larabanga hätte auch gar nicht die Kapazitäten dafür. Entlang der Haupt- und einzigsten Straße im Ort findet man nur ein „Cafè“, diverse Straßenhändler, die ihren Jollof Reis und Grillspieße anbieten und jeder Menge Kinder. Diese haben sogar einen eigenen Fußballclub, so versicherten sie es uns.
Ein weiterer Geschäftszweig ist die Herstellung von Shea Buttter. Diese wird aus den Nüssen des Karitébaums gewonnen und in mühevoller Handarbeit ausgekocht. Falls man noch auf der Suche nach einem authentischen Souvernier aus Ghana ist, lohnt es sich dieses für einen – mit Europa verglichen – fairen Preis bei einer der Händlerin zu kaufen. Die Herstellung von Sheabutter liegt in Ghana übrigens vollständig in Frauenhand.
Die Häuser der Bewohner von Larabanga sind klein, simpel aber stabil aus Stein gebaut. Im Inneren findet man nicht viel außer ein paar Habseeligkeiten. Geschlafen wird noch größtenteils auf dem Boden.
In einem Haus wurde uns eine Besonderheit gezeigt: Ein kleine in den Boden eingelassene Kuhle dient bei Geburten zum Auffangen des Neugeborenen. Was uns als Europäer merkwürdig, ja sogar gefährlich vorkommt, scheint aber in der Praxis zu funktionieren. Schließlich ist das Dorf äußerst kinderreich und das Durchschnittsalter niedrig.
Und so geht das Leben in Larabanga seinen gewohnten Lauf. Vieles auf die selbe Art und Weise wie es schon seit vielen 100 Jahren ist.
Und vielleicht ist es auch das, was die Moschee hier so eindrucksvoll macht. Sie fügt sie nahtlos in das Gesamtbild ein.
Ein wahrer Geheimtipp für die Ghana-Reise!
Empfohlener Ghana-Reiseführer
- Briggs, Philip (Autor)
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