In Kasachstan kann man ganz besondere islamische Gotteshäuser finden. In der Region Mangghystau wurden Moscheen in Höhlen und sogar unterirdisch gebaut. Und bis heute sind lange noch nicht alle Höhlen-Moscheen entdeckt!
Wer die Untergrundmoscheen in Kasachstan mal mit eigenen Augen sehen will, muss die Anreise gut planen. Sie liegen in der wüstenähnlichen Landschaft von Mangghystau und sind nur mit Jeep und guter Kenntnis der Region zu erreichen. Wer diese Hürde aber genommen hat, wird Orte finden, die sowohl Geschichte, Mysterium als auch jede Menge Tradition widerspiegeln. Und das ganz abseit von Touristenmassen.
Sultan Epe, Shakpak-Ata & Beket-Ata: Die Untergrundmoscheen in Mangghystau
Wie viele dieser unterirdischen Moscheen hier existieren, kann man noch immer nicht ganz abschätzen. So wurden zum Beispiel erst Anfang 2019 fünf neue Gotteshäuser entdeckt, von denen man vorher keinen blassen Schimmer hatte.
Warum man sich für diese Bauart entschied, lässt sich aber leicht herleiten. Zum einen herrschen in dieser Region der Welt, besonders im Sommer, sehr hohe Temperaturen, die seit jeher das Leben hier erschwerten. Zum anderen resultiert daraus, dass hier kaum Pflanzen wachsen, die größer als Büchse sind. So stand klassischer Baustoff in Form von Holz nicht zur Verfügung.
Wir wollen diese besonderen Moscheen auf eigene Faust erkunden und machen uns auf den Weg zu den bekanntesten: Sultan Epe, Shakpak-Ata und Beket-Ata
Sultan Epe
Die Grabstätte des heiligen Sultan Epe und die dazugehörige Untergrundmoschee liegen direkt an einem gleichnamigen tiefen Canyon. Sultan Epe ist im Islam der Heilige der Seefahrer. Gebaut wurde sie wahrscheinlich schon zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert.
Die großflächige Anlage ist reich an arabischen Inschriften. Dieser Ort ist für viele Gläubige äußerst wichtig. Ein Brunnen hier fördert aus den Tiefen von Mangghystau heiliges Wasser, wie man sagt. Schwangere suchen den Ort gerne kurz vor der Geburt auf und hoffen auf Gottes Hilfe, dass ihr Kind bald gesund die Welt erblickt. Paare denen ihr Kinderwunsch bisher verwährt geblieben ist, suchen diesen abseits gelegenen Ort auf, um bei Allah um Hilfe zu bitten.
Besonders schön ausgebaut ist der Innenraum der komplett unterirdisch gelegenen Moschee. Nur kleine Türme, die für Luft im Innenraum sorgen, lassen dies von weitem erahnen. Über in den Stein geschlagene Stufen geht es mehrere Meter in die Höhlen-Moschee hinab. Der ebenerdig und gleichmäßig ausgeschlagene Boden, wurde mit Teppichen ausgelegt. Unerläßlich, da man den Vorschriften treu, die Schuhe vor dem Besuch einer Moschee ausziehen muss.
Außerdem darf man eine Moschee nur rückwärts laufend verlassen – quasi nicht den Hintern zudrehend. Dies gestaltet sich aufgrund der geringen Deckenhöhe und der altertümlichen Stufen nicht immer ganz einfach. Frauen müssen übrigens ein Kopftuch tragen. Auch wenn die Moschee hier schon Jahrhunderte auf dem Buckel hat, wird sie immer noch regelmäßig genutzt.
Shakpak-Ata
Shakpak-Ata ist die vielleicht aufregendste von Kasachstans Untergrundmoscheen. Sie wurde bereits im 10. Jahrhundert in den Felsen geschlagen und liegt nicht weit vom Kaspischen Meer entfernt.
Die Moschee hat 3 Eingänge und 4 Räume, die direkt in den Felsen einer Klippe geschlagen wurden. Der Felsen, der mit seiner Struktur wie ein Schweizer Käse aussieht, lag einst tief auf dem Meeresgrund.
Die Innenwände von Shakpak-Ata sind mit unzähligen arabischen Inschriften versehen. Zum Fuße des Haupteingangs liegt ein Friedhof, der aus dem selben Jahrhundert stammt. Hier sind bis zu 2000 Gräber aus verschiedensten Jahrhunderten angelegt worden.
Von Aktau sind es 133km und aus dem Dorf Taushik 37 km bis hierher. Die letzten 11km führen über eine äußerst steinige Buckelpiste. Ein 4-Rad-Antrieb und ein robustes Fahrzeug sollte benutzt werden.
Beket-Ata
Beket-Ata ist ein wichtiger – und vor allem auch sehr beliebter – Ort für Pilger und Reisende auf der Suche nach den Untergrundmoscheen gleichermaßen. Von den drei hier vorgestellten ist es die „neueste“ Untergrundmoschee. Sie wurde erst im 18. Jahrhundert als letzte Ruhestätte des Predigers Beket-Ata angelegt.
Schon die Anfahrt hier her ist abenteuerlich. Die Serpetinenstraße führt durch einen malerischen Canyon. Die Moschee selber liegt oberhalb diesem in einem Felsen gehauen. Von hier hat man auch ein gutes Panorama auf die Weite der Wüste.
Da sie sehr abseits liegt, kommen viele Pilger am Mittag und verbringen anschließend ein Nacht an diesem Ort. Ein Tagestrip wird von Reiseagenturen zum Beispiel aus Aktau angeboten. Der Trip ist an einem Tag machbar, aber man sollte früh aufbrechen. Schließlich sind es gut 275km hierher.
Auch wenn man kein Pilger ist, sollte man daran denken sich respektvoll und den Sitten angepasst zu kleiden und zu verhalten. So ist es wohl eine Selbstverständlichkeit Ruhe zu halten, wenn andere hier beten. Am Abend wird von den Pilgern hier übrigens häufig ein Lamm geopfert und zusammen gegessen.
Empfohlener Kasachstan-Reiseführer
- Dagmar Schreiber (Autor)
Hinterlasse jetzt einen Kommentar