Wenn es einen Ort in Kasachstan gibt, den jeder liebt und gerne besuchen will, kommt man meistens auf den Nationalpark Burabai im Norden des Landes zu sprechen. Fast schon euphorisch berichten die Kasachen von der Schönheit dieser zur „Perle Kasachstans“ getauften Naturschönheit. Auch mit internationalen Vergleichen hält man sich nicht zurück. Häufig wird Burabai auch als „Kasachische Schweiz“ betitelt.
Wenn man hierzulande an Kasachstan denkt, kommen einem Bilder von kargen, gar endlos scheinenden, Steppen und Wüsten in den Sinn. Und in der Tat sind das auch die naturgegebenen Landschaften in einem großen Teil des neuntgrößten Landes der Erde.
In Burabai ist Kasachstan, wie man es nicht erwartet hätte
Der Nationalpark Burabai macht diesem stereotypen Bild auf der Kasachstan-Reise aber schnell einen Strich durch die Rechnung. Fährt man von der mitten in der Steppe gelegenen Hauptstadt Astana in Richtung Norden, beginnt die Landschaft sich nach ein paar Stunden wie aus dem Nichts zu verändern.
Die Wiesen werden wieder grüner, die monotone endlose Sicht ins Leere wird durch die ersten Hügel und kleinen Berge wieder interessanter. Nur 4 Stunden Autofahrt von Astana entfernt liegt ein wundervoller Nationalpark mit türkisblauen Seen, dichten Fichtenwäldern und kleinen grünen Bergen: Der Burabai Nationalpark!
In Burabai findet man eine Bilderbuchidylle vor
Auf einer Höhe von 480m erstreckt sich der Nationalapark in einer Berglandschaft, die in der Tat auch so in der Schweiz oder Österreich stehen könnte. Im Park gibt es insgesamt 14 große und kleinere Seen. Die beliebtesten sind Schtschutschje, Kotyrkol und Borowoje.
Letzterer hat den selben Namen behalten wie Burabai noch zu Sowjetzeiten geheißen hat. Erst seit 2007 trägt der Nationalpark – sowie die direkt an diesem See gelegene Ortschaft – seinen kasachischen Namen Burabai. Im ganzen Land wurden die alten sowjetischen Namen in den letzten Jahren durch neue ausgetauscht. Aber nicht jeder scheint bisher davon zu wissen. Die meisten Kasachen können auf jeden Fall weiterhin mehr mit Borowoje als Burabai anfangen.
Als Visitenkarte von Burabai gilt die blaue Bucht. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick in die Berge. Der höchste Berg heißt Kökschetau. Sein Name bedeutet soviel wie „Blauer Berg“. Er ist 947 m hoch und man hätte von hier einen wunderbaren Ausblick, wenn der Aufstieg mittlerweile aus Sicherheitsgründen nicht verboten worden wäre.
Als Alternative bietet sich aber der Weg auf den Bolektau an. Er ist zwar nicht so hoch, dafür der Aufstieg aber auch einfacher zu meistern. Von hier hat man einen der besten Ausblicke auf die blaue Bucht und den ganzen Nationalpark. Kamera auf keinen Fall im Tal vergessen!
Weitere erwähnenswerte Berge, die in diesem Teil des Parks liegen, sind der Berg Burabai (690 m) und Scheke-Batyr (826 m), was übersetzt „der einsame Krieger“ bedeutet.
Naturvielfalt im Mikrokosmos – Legenden wissen auch den Grund
Um die Entstehung der Seen, Felsen und Berge in Burabai ranken sich viele Legenden und Sagen. So soll der Name auf das Wort Bura (kasachisch für Kamel) zurückgehen. Dieses Kamel warnte das kasachische Volk einst vor großer Gefahr und rettete damit viele Menschen. Sein Zauberwerk war hierbei, sich bei bedrohender Gefahr in einen Stein verwandeln zu können. Ein zu vorschneller Jäger soll das Kamel aber einst erschoßen haben, bevor es die Verwandlung schaffe. Die Form einer der Felsen erinnert daher noch heute an das Kamel aus der alten Legende.
Eine andere Legende besagt, dass die Nomaden Gott anflehten ihnen mehr zu geben als nur karge Steppen. Daraufhin nahm Gott alles was er noch an Seen, Bergen, Bäumen und Tiere übrig hatte und warf es mitten in die Wüste. Burabai war geboren!
Auch wenn das alles etwas abenteuerlich klingen mag: Hier findet man wirklich eine sehr große Vielfalt von Flora und Fauna vor. Es gibt alleine 757 verschiedene Pflanzenarten, wobei die Fichten und Eichen einen Großteil der Vegetation stellen. Auch die Tierwelt ist abwechslungsreich geraten. Alleine 305 Wirbeltierarten sollen durch die dichten Wälder umherstreifen.
Am See Karasu hat der Präsident seinen Feriensitz
Der Burabai Nationalpark ist jedoch nicht nur ein beliebtes Urlaubs- und Ausflugsziel bei Wanderfreunden und Naturburschen. Durch eine gut ausgebaute touristische Infrastruktur kommen auch viele Familien in die kleinen Pensionen am Rande des Parks, um die Seele baumeln zu lassen. In den Hochmonaten (Juni bis August) leider aber auch immer mehr Partyvolk, die für eine durchgehende Musikbeschallung und viel Müll am Strand des See Borowoje sorgen.
Doch auch Therapiegäste schätzen das Klima hier und die gute Luft mit dem Fichtenaroma. Rund um und mitten im Park sind Sanatorien geschaffen worden, die ihre Gäste und deren Krankheiten therapieren. Aber auch ohne Vorerkrankung kann man hier in eine mediativen Art und Weise die Seele baumeln lassen und Ruhe finden.
Auch der kasachische Staatspräsident Nasarbajew weiß wahrlich wo sein Land am schönsten ist. Am kleinen See Karasu hat er sich sein Feriendomizil bauen lassen und verbringt abseits der Amtsgeschäfte gerne seine Freizeit dort. Dadurch ist die Zufahrt hierhin auch gesperrt und für den normalen Touristen nicht mehr erreichbar.
Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten im Nationalpark Burabai
Burabai ist ein Tipp für jeden Naturliebhaber. DIE Sehenswürdigkeiten und DIE Aktivitäten, die man unbedingt machen sollte, gibt es eigentlich nicht. Vielmehr lädt dieser Ort ein, ihn auf eigene Faust zu entdecken.
Mit dem eigenen Auto kommt man am besten voran. Der Eintritt in den Park kostet keine 2€. Man hält einfach da an, wo es schön ist. Ansonsten hilft natürlich auch andere Reisende nach Tipps und schönen Orten zu fragen. Ist man dem Kasachischen oder Russischen nicht mächtig, wird man hierbei aber schnell an seine Grenzen stoßen. Egal: Auch mit Hand und Fuß kann man viel erreichen und im Zweifel folgt man einfach, besonders an stark frequentierten Wochenenden, den anderen Besuchern. Man wird schon an einem schönen Fleck landen.
Alternativ gibt es unweit der Eingangstore, zum Beispiel im Ort Burabai, jede Menge Touranbieter. Leider bieten diese ihre Touren auch meisten nur in kasachischer oder russischer Sprache an. Dafür kennen die gut informierten Guides aber auch die schönsten Aussichtspunkte und versteckten Lichtungen.
Aber wer etwas Zeit hier verbringt, sollte sich nicht scheuen auf eigene Faust diese Perle in Kasachstan zu erkunden. Neben dem Wandern zu Wasserfällen und Aussichtspunkten, zählt natürlich auch das Schwimmen in den erfrischenden klaren Seen oder eine Fahrt mit dem Tret- oder Padelboot zu den empfehlenswerten Zeitvertreiben.
Was man auch vor hat: Burabai ist ein Highlight im Norden Kasachstans sein und gehört unbedingt mit auf die Reiseliste!
Empfohlener Kasachstan-Reiseführer
- Dagmar Schreiber (Autor)
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