Der Sewansee ist der größte See des Kaukasus. Als einer der größten Hochgebirgsseen der Welt liegt er auf etwa 1.900 Metern Höhe und bedeckt rund 5% der Landesfläche Armeniens. Rund um den See gibt es einige historische Sehenswürdigkeiten, Naturhighlights und kulinarische Besonderheiten.
Wer sich die Landkarte anschaut stellt schnell fest, dass Armenien ein Land ist, das keinen Zugang zu irgendeinem Meer hat. Ein großes Gewässer kann die ehemalige Sowjet-Republik trotzdem ihr Eigen nennen. Im Osten des Landes befindet sich der Sewansee. Mit einer Fläche von 1272km² hat dieser See gigantische Ausmaße, ist etwa 2,5 mal so groß wie etwa der Bodensee. Rund 5% der gesamten Fläche Armeniens entfallen allein auf den Sewansee. Damit ist er nicht nur das größte Gewässer des Landes, sondern auch der größte See im gesamten Kaukasus.
Auch seine Lage ist besonders: Er liegt auf etwa 1.900 Metern Höhe. Damit gehört er ebenfalls zu den größten Hochgebirgsseen weltweit. Klar, hier oben sind die Temperaturen die meiste Zeit des Jahres etwas niedriger als an sonnenverwöhnten Küstenorte. Dennoch hat sich der Sewansee zu etwas wie dem Haussee Armeniens entwickelt. In den Sommermonaten kommen die Großstädter aus der Hauptstadt Jerewan, ca. 1 Autostunde entfernt, hierher um an den vielen Stränden zu liegen und im See zu baden. Aber auch abseits davon bietet die Küstenregion des Sees jede Menge kulturelle und historische Sehenswürdigkeiten, was ihn zu einem „Must-Do“ auf der Armenien-Rundreise macht.
In diesem Artikel findest du alle Sehenswürdigkeiten und Reisetipps. Zur besseren Orientierung sind sie in die interaktiven Reisekarte markiert.
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Mehr InformationenSewan-Halbinsel mit Kloster Sewanawank
Der größte Ort am Sewansee ist die Stadt Sewan und für die meisten Besucher auch der Ausgangspunkt einer Reise. Die westliche Seite ist generell die touristisch am besten erschlossenste. Auf der Ostseite des Sees gibt es zwar auch ein paar Hotels, aber durch die Nähe zu Ascherbaidschan machen hier weniger internationale Touristen Urlaub. Armenien liegt seit Jahrzehnten mit seinem Nachbarn im militärischen Streit.
Ein Muss beim Besuch ist die Sewan-Halbinsel. Hier liegt auf einer Erhöhung das Kloster Sewanawank und bietet einen famosen Ausblick über den Gebirgssee. Ursprünglich befand sich die Anlage auf einer Insel – durch das Absenken des Wasserspiegels während der Sowjetzeit wurde daraus eine Halbinsel.
Gegründet wurde das Kloster im Jahr 874 von Prinzessin Mariam, Tochter des armenischen Königs Ashot I.. Die Anlage diente damals als Rückzugsort für Mönche und war besonders streng – weltliche Güter und fleischliche Speisen waren verboten. Diese asketische Lebensweise machte Sewanawank zu einem bedeutenden religiösen Zentrum. Das Kloster besteht heute hauptsächlich aus zwei Kirchen: Surb Arakelots (Kirche der Heiligen Apostel) und Surb Astvatsatsin (Kirche der Heiligen Gottesmutter). Beide sind im typisch armenischen Baustil errichtet, mit schlichten, dunklen Basaltsteinen und kegelförmigen Kuppeln. Obwohl sie schlicht wirken, vermitteln sie eine besondere Würde und Spiritualität. Während der Sowjetzeit wurde das Kloster teilweise zerstört, später jedoch restauriert. Heute ist es ein beliebter Ort für Touristen wie auch für Pilger.
Sevan Writers House
Von Sewanawank siehst du auch ein etwas tiefer gelegenes Gebäude. Durch seine abgerundete Form und das Herausragen über eine Felsklippe, sticht es jedem Besucher sofort ins Auge.
Das Sevan Writer House wurde 1932–1935 von den armenischen Architekten Gevorg Kochar und Mikael Mazmanyan entworfen. Das Hauptgebäude, die sogenannte Residence Hall, ist ein vierstöckiger Bau im konstruktivistischen Stil, der sich harmonisch in die Felsenlandschaft einfügt und großzügige Ausblicke auf den Sewansee bietet. Die Architekten wurden jedoch kurz nach Fertigstellung des Gebäudes während der Stalin-Ära verhaftet und für 15 Jahre nach Sibirien deportiert. Nach ihrer Rehabilitierung kehrte Kochar zurück und entwarf 1963 einen spektakulären Anbau: das sogenannte Lounge Building. Dieser moderne Glasanbau ragt kühn über die Klippen hinaus und gilt als architektonisches Meisterwerk der sowjetischen Nachkriegsmoderne.
Während das Haus in der Vergangenheit viele berühmte Schriftsteller beherbergte, fungiert es heute nur noch als Pension mit angeschlossenem Restaurant. Leider hat beides aber keine allzugute Bewertung im Netz. Das besondere sowjetische Aussehen und seine Geschichte machen es dennoch zu einer Sehenswürdigkeit am Sewansee.
Spezialität „Gata“ probieren
Gata ist ein süßes Gebäck aus Hefe- oder Blätterteig. Es ist gefüllt mit einer Masse aus Vanille und manchmal auch Nüssen. In ganz Armenien ist es eine bekannte Sache, aber in Sewan hat es nochmal einen ganz besonderen Ruf.
Unterhalb des Klosters Sewanawank befindet sich eine kleine Bretterbude, wo es – glaubt man den Leuten – eines der besten Gatas überhaupt geben soll. Zumindest hat sich diese Geschichte unter den Touristen gefestigt. Sobald das frischgebackene Gata aus dem Ofen kommt, wird es auch direkt verkauft. Es bilden sich zeitweise lange Schlangen vor dem Geschäft um eine der armenischen Backwaren zu ergattern.
Da man Gata eigentlich zu jeder Tageszeit essen kann, solltest du es spätestens hier auf deiner Armenien-Reise ausprobieren. Da es auch einige Tage hält, eignet es sich gut als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.
Fischrestaurants am See
Eine weitere Sache, die du am Sewansee probieren solltest, liegt quasi schon auf der Hand: Fisch! Frisch gefangener Fisch gelangt in allen Restaurants rund um den Sewansee auf den Teller. Besonders die Sewanforelle ist beliebt, auch wenn das einst heimische Tier aufgrund von Überfischung heute gezüchtet werden muss. Traditionell wird es nur mit Butter, Kräutern und Zitronensaft zubereitet. Auch der Weißfisch, Karpfen und Wels sind beliebte Fischgerichte in der Region.
Wenn du nicht auf die simple Variante stehst, gibt es rund um den Sewansee auch Fischsuppe, frittierten und gebackenen Fisch – ja, sogar mit Nüssen und Früchten wird er teilweise gefüllt. Eigentlich bekommst du frischen Fisch in fast jedem Restaurant. Ich kann dir das Restaurant Yasaman empfehlen. Neben einem gutem Fisch und einen angenehmen Ambiente, verfügt dieser Ort auch über einen schönen Garten mit Holzsteg direkt am See.
Kloster Hayravank
Im Süden des Sewansees findet sich ein weiteres sehenswertes Kloster – ein ebenso toller Panoramablick miteingeschlossen. Von Sewan aus benötigst du etwa 20 Minuten mit dem Auto hierhin.
Das Kloster Hayravank wurde zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert errichtet, in einer Zeit, in der Armenien sich durch den Bau zahlreicher Kirchen und Klöster kulturell und spirituell weiterentwickelte. Die Hauptkirche – Surb Stepanos – stammt aus dem 9. Jahrhundert. Spätere Erweiterungen, wie eine Gavit (Vorhalle), wurden im 12. Jahrhundert hinzugefügt. Architektonisch zeigt sich Hayravank schlicht, aber harmonisch. Die Kirche besteht aus dunklem Basaltstein und trägt die typischen Merkmale armenischer Sakralarchitektur: eine kreuzförmige Anlage mit zentraler Kuppel, kleine Fenster und feine Steinmetzarbeiten an Portalen und Fenstern.
Der Name Hayravank bedeutet so viel wie „Kloster des Vaters“ – vermutlich ein Hinweis auf seine geistige Bedeutung in der Region. Die Anlage war über Jahrhunderte ein spirituelles Zentrum für die umliegenden Dörfer.
Badestrände am Sewansee
Die meiste Zeit des Jahres ist es in der Sewansee-Region aufgrund der Höhe etwas zu kalt zum Baden. Aber im absoluten Hochsommer, ist es durchaus möglich. Dann „pilgern“ viele hitzegeplagte Großstädter aus Jerewan hierher und suchen den besten Platz am See. Deshalb wurden in den vergangenen Jahren immer weitere Strände am Sewansee angelegt. Teilweise wurde dafür sogar Sand aufgeschüttet.
Auch Resorts mit Bungalows und selbst Stehplätze für Wohnmobile kamen in der letzten Jahren hinzu. Der See hat sich zu so etwas wie den Hausstrand Armeniens entwickelt. Als Binnenstadt hat man ja auch keinen Zugang zum Meer.
Wie kommt man am besten zum Sewansee?
Wie bereits beschrieben ist der Sewansee aus der Hauptstadt Jerewan in gerade mal 1 Autostunde erreichbar. Dort gibt es auch den nähstgelegensten internationalen Flughafen des Landes.
Weitere Reisetipps für die nähere Umgebung
Innerhalb von jeweils weniger als 1 Stunde Fahrt erreichst du Dilidschan, die armenische Schweiz, und die wunderschöne Lori-Region mit den Klöstern Haghpat und Sanahin. Generell liegt der Sewansee äußerst zentral in Armenien. So sind auch Tagesausflüge in südlichere Region wie z.B. das Kloster Tatew mit der weltberühmten Seilbahn oder der Kurort Dschermuk denkbar.
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