Plowdiw – auch Plovdiv – ist die zweitgrößte Stadt Bulgariens und gehört zu den ältesten bewohnten Städten in Europa. Die mehr als 8.000 Geschichte sieht man an jeder Ecke. Eine Spaziergang durch Plowdiw offenbart jede Menge Sehenswürdigkeiten und eine Reise durch Antike und Moderne.
Wenn man durch Plowdiw schlendert, merkt man der bulgarischen Großstadt direkt seine lange Geschichte an. Und das ist hier durchaus positiv gemeint. Überall findet man Ausgrabungen eine früheren Welt. Man könnte bei der Innenstadt fast von einem offenen Freilichtmuseum sprechen. Überall wo man gegraben wurde, kam was jahrtausende-altes zum Vorschein. So ist zum Beispiel das Untergeschoss einer internationalen Textilkette eine offenen Ausgrabungsstelle alter Mauerreste geworden. Es ist beeindruckend, wie hier Moderne und Antike sich wirklich nahekommen.
Plowdiw ist nicht nur die zweitgrößte Stadt Bulgariens, sondern auch eine der ältesten dauerhaft bewohnten Städte Europas – nachweislich über 8000 Jahre alt. Die Thraker gründeten hier eine Siedlung, später eroberten die Mazedonier unter Philipp II., dem Vater Alexanders des Großen, die Stadt. Daher stammt auch der ursprüngliche Name Philippopolis. Römer, Byzantiner und Osmanen prägten das Stadtbild ebenso wie die bulgarische Nationalbewegung im 19. Jahrhundert.
Die Stadt der 7 Hügel
Die Bezeichnung „Stadt der 7 Hügel“ hat sich für Plowdiw fest eingebürgert, obwohl sich die Zahl im Laufe der Zeit veränderte. Ursprünglich waren es sogar mehr als sieben Hügel, doch einer davon – der Markovo Tepe – wurde im 20. Jahrhundert abgetragen, um Baumaterial für die Stadt zu gewinnen. Heute sind die verbliebenen Hügel wichtige Aussichtspunkte, beliebte Ausflugsziele und steinerne Zeugen der wechselvollen Geschichte Plowdiws.
Plowdiw war 2019 Europäische Kulturhauptstadt – gemeinsam mit Matera in Italien – und hat diesen Titel genutzt, um seine reiche Geschichte mit moderner Kreativität zu verbinden. Man setzt sich gegen mehrere bulgarische Städte durch und wurde damit überhaupt die allererste Stadt in Bulgarien, die diesen Titel verliehen bekam. Durch den Bekanntheitsaufschwung in Europa und weltweit, wurden viele Gebäude in der Stadt saniert und fast vergessene Highlight, wie das Kapana-Viertel, wieder für den Tourismus entdeckt. Auch noch viele Jahre nach dem Kulturhauptstadtsjahr, kann man die positiven Ereignisse durch den Titelgewinn noch sehen.
Die besten Sehenswürdigkeiten in Plowdiw (+ Karte)
Die jahrtausende-alte Geschichte hat natürlich zahlreiche Relikte in Plowdiw hinterlassen. Daher hat man als Besucher hier die Auswahl zwischen zahlreichen Sehenswürdigkeiten. In der interaktiven Karte findest du auch direkt den Weg dorthin.
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Mehr InformationenAltstadt von Plowdiw
Die Altstadt ist das Herzstück Plowdiws und ein wahres Freilichtmuseum. Ihre verwinkelten Kopfsteinpflastergassen führen vorbei an Häusern aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt (18.–19. Jahrhundert). Typisch sind die asymmetrischen Fassaden, reich verzierten Erkerfenster und kunstvollen Wandmalereien.
Weniger bekannt: In der Altstadt gibt es Überreste thrakischer Wohnhäuser unter den Fundamenten einiger Gebäude, die erst bei Restaurierungen entdeckt wurden.
Römisches Theater
Das antike Theater aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. ist eines der am besten erhaltenen der Welt. Errichtet wurde es während der Herrschaft von Kaiser Trajan. Spannend ist, dass es 1972 durch Zufall bei Bauarbeiten entdeckt wurde – jahrhundertelang lag es unter Erdmassen verborgen. In den oberen Reihen lassen sich noch heute eingemeißelte Inschriften erkennen, die Sitzplätze für bestimmte Zünfte oder hochgestellte Persönlichkeiten markierten.
Heute finden hier wieder Aufführungen statt: Opern, Konzerte und Festivals. Die Atmosphäre ist einzigartig, wenn man auf denselben Steinstufen sitzt wie einst die Römer.
Stadion des Philipopolis
Das Römische Stadion war fast so groß wie das in Delphi. Es lag mitten im Zentrum der Stadt und konnte rund 30.000 Zuschauer aufnehmen. Die Rennen waren spektakulär: Gespanne jagten über die 180 Meter lange Bahn, begleitet von Jubel und Wetten.
Heute ist nur ein kleiner Teil sichtbar, doch unter der Haupteinkaufsstraße verbergen sich noch große Teile der Arena. Mithilfe moderner 3D-Visualisierungen kann man sich vorstellen, wie imposant das Bauwerk einst war.
Kapana-Viertel
„Kapana“ bedeutet „die Falle“ – ein passender Name für dieses Gassengewirr. Ursprünglich war es das Handwerkerviertel Plowdiws, wo Schmiede, Gerber und Weber ihre Werkstätten hatten. Heute ist es das kreative Zentrum der Stadt.
Neben hippen Cafés und Bars findet man hier kleine Galerien, alternative Kunstprojekte und Street-Art an fast jeder Hauswand. Besonders lebendig ist es bei Festivals wie dem „Kapana Fest“, wenn Musiker, Künstler und Food-Stände die Straßen füllen.
Viele Häuser im Kapana-Viertel haben noch geheime Kellergewölbe, die in osmanischer Zeit als Lager oder Zufluchtsorte dienten. Einige Bars nutzen diese historischen Räume heute für ein ganz besonderes Ambiente.
Dzhumaya-Moschee
Die Dzhumaya-Moschee stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde auf den Fundamenten einer ehemaligen Kirche errichtet. Ihr Name bedeutet „Freitagsmoschee“, da hier traditionell das Freitagsgebet stattfand.
Der Innenraum beeindruckt mit geometrischen Ornamenten und floralen Malereien. Im Gegensatz zu vielen Moscheen ist der Hof offen zugänglich – ein Symbol für das Nebeneinander verschiedener Kulturen in Plowdiw.
Unter der Moschee wurden bei Grabungen Mosaikreste einer frühen christlichen Basilika entdeckt – ein Hinweis auf die vielschichtige religiöse Geschichte der Stadt.
Statue von Milyo, dem Verrückten
Die Bronzestatue von Milyo, einem Stadtoriginal aus den 20. Jahrhundert, ist eine der ungewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten. Milyo war geistig beeinträchtigt, aber bei den Einwohnern beliebt, weil er immer freundlich war und jeden zum Lachen brachte.
Sein richtiger Name war wahrscheinlich Milyo Raykov, er lebte in der Mitte des 20. Jahrhunderts in Plowdiw. Viele erinnern sich daran, dass er überaus freundlich war, ständig lachte und oft Geschichten erzählte, die niemand so recht verstand. Milyo war eine Art „unsichtbarer Chronist“ der Stadt: Da er die Menschen ständig beobachtete, wusste er immer über alle Neuigkeiten und Gerüchte Bescheid. Manche sagen, er war der schnellste Übermittler von Nachrichten in Plowdiw.
Milyo hat auch heute noch ein offenes Ohr für jeden. Viele Besucher flüstern der Statue heute Wünsche ins Ohr – in Anlehnung daran, dass Milyo oft durch die Straßen zog und sich mit jedem unterhielt.
Nebet Tepe mit Ausgrabungen
Der Hügel Nebet Tepe ist einer der geschichtsträchtigsten Orte Plowdiws. Hier errichteten die Thraker ihre erste Siedlung. Später bauten Römer und Byzantiner die Festungsanlagen aus.
Heute sieht man Grundmauern, Zisternen und Teile der Befestigungsmauern. Besonders eindrucksvoll ist der Sonnenuntergang – einer der beliebtesten Aussichtspunkte der Stadt.
Sahat Tepe mit Uhrturm
Der Sahat Tepe beherbergt einen der ältesten Uhrtürme Europas (16. Jahrhundert). Die Mechanik stammte ursprünglich aus Wien und wurde über die Jahrhunderte mehrfach erneuert.
In osmanischer Zeit war der Turm auch ein Signalpunkt – bei Bränden oder Angriffen wurde hier Rauch entfacht, um die Stadtbewohner zu warnen.
Youth Hill mit Kindereisenbahn
Der Youth Hill (auch Dzhendem Tepe genannt) ist der höchste Hügel Plowdiws. Bekannt ist er für die kleine Kindereisenbahn, die ursprünglich in den 1970er Jahren gebaut wurde. Sie war eine Attraktion der sozialistischen Zeit und ist bis heute in Betrieb.
Generell ist der Hügel bei Familien äußerst beliebt. Man kann einfache Wanderungen unternehmen oder im Cafe mit Spielplatz etwas essen und trinken.
Im Inneren des Hügels gibt es ein verlassenes Militärbunker-System, das in den 1940er Jahren angelegt wurde und bis heute nicht öffentlich zugänglich ist.
Bunardzhik Tepe mit Alyosha-Denkmal
Das monumentale Alyosha-Denkmal erinnert an die sowjetischen Soldaten, die Bulgarien im Zweiten Weltkrieg befreiten. Mit 11 Metern Höhe thront es über der Stadt und ist schon von weitem sichtbar.
Der sowjetische Soldat Alyosha war ein einfacher Infanterist der Roten Armee, der im Zweiten Weltkrieg in Bulgarien stationiert war. Sein voller Name war Alexei Iwanowitsch Skurlatow (1919–1993). Er stammte aus der Region Kemerowo in Sibirien und wurde nach dem Krieg in seiner Heimat fast vergessen. Für viele Bulgaren wurde Alyosha zum Symbol der sowjetischen Befreiung, während andere das Denkmal als Zeichen der kommunistischen Vergangenheit sehen – ein Grund, warum es immer wieder politische Debatten um den Erhalt des Monuments gibt.
Tsar Simeon Garten
Der Stadtpark Tsar Simeon Garten ist eine grüne Oase im Herzen Plowdiws. Besonders berühmt ist die abendliche Show der singenden Fontänen, bei der Wasser, Musik und Lichteffekte perfekt aufeinander abgestimmt sind.
Wie in so vielen Parks im östlichen Europa pulsiert hier im Sommer das Leben bis in die späten Abendstunden. Man kann sowohl relaxen, als auch die Kinder auf dem großen Spielplatz toben lassen – gerne auch bis in die späten Abendstunden!
Plowdiw Ruderkanal
Der künstliche Ruderkanal ist der größte auf dem Balkan und ein wichtiges Trainingszentrum für bulgarische und internationale Sportler. 2018 fanden hier sogar die Weltmeisterschaften im Rudern statt.
Besucher können rund um den Kanal Radfahren, Joggen oder einfach die Natur genießen. An Wochenenden verwandelt er sich in ein beliebtes Ausflugsziel für Familien.
Archäologisches Museum
Das Archäologische Museum gehört zu den wichtigsten Bulgariens. Highlights sind die thrakischen Goldschätze aus Gräbern rund um Plowdiw, darunter kunstvoll verzierte Schmuckstücke und Grabbeigaben. Auch die prachtvollen römischen Mosaike sind ein Muss.
Einige der Funde stammen aus privaten Sammlungen, die in den 1950er Jahren enteignet und dem Museum übergeben wurden.
Regionales Ethnographisches Museum
Das Regionale Ethnographische Museum Plowdiw befindet sich in einem ehemaligen Kaufmannshaus in der Altstadt. Das prachtvolle Gebäude wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut und gehörte einst einem Mann mit dem wohlklingenden Namen Argir Kuyumdzhioglu.
Während vor allem das detailreich verzierte barocke Sgraffito über dem Eingang zahlreiche Besucher anlockt, warten im Inneren des Museums über 40.000 Ausstellungsstücke der bulgarischen Volkskultur. Dazu gehören Stoffe, Kunsthandwerk, Musikinstrumente und Gerätschaften aus der Landwirtschaft längst vergangener Jahrzehnte. Das macht einen Besuch des Museums zu einem kleinen Spaziergang durch bulgarische Geschichte.
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Weitere Reisetipps für Plowdiw
Hast du Lust auf Plowdiw bekommen? Hier habe ich abschließend noch ein paar Tipps für dich zusammengestellt, damit du mit der Planung deiner Reise beginnen kannst.
Wie komme ich am besten nach Plowdiw?
Plowdiw verfügt über einen eigenen internationalen Flughafen, der vor allem von Wizzair direkt aus Deutschland angeflogen wird. Alternativ kannst du auch in die Hauptstadt Sofia fliegen. Mit dem Mietwagen benötigst du dann etwa 2 Stunden nach Plowdiw.
Wie viele Tage sollte man Plowdiw besuchen?
Für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten genügen zwei Tage. Wer aber auch die Umgebung erkunden möchte, sollte mindestens drei bis vier Tage einplanen. So bleibt Zeit für Tagesausflüge ins Rhodopengebirge oder zu den Klöstern in der Umgebung.
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Nach etwa 45 Minuten Autofahrt erreichst du die Festung Asenova, die malerisch im Rhodopengebirge liegt und gut erhalten ist. Fans von alten Klostern werden am Bachkovo-Kloster aus dem 11. Jahrhundert ihre Freude haben, welches ebenfalls in der Nähe steht. Die angrenzende Region Thrakien ist übrigens für ihren guten Wein bekannt, der hier schon seit der Antike angebaut und hergestellt wird.

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