Das alte Khndzoresk ist ein verlassenes Dorf im Süden von Armenien. Die teilweise in Höhlen angelegten Gebäude liegen am Rande einer tiefen Schlucht. Wer diese Sehenswürdigkeit erreichen will, muss eine 160m lange Hängebrücke überwinden und sollte schwindelfrei sein.
Im Süden von Armenien befindet sich ein sehenswertes Dorf, was von den Bewohnern völlig verlassen wurde. Die malerische Lage direkt am Rand einer tiefen Schlucht und die teilweise noch übriggebliebenen Höhlen, machen diesen Ort zu einer ganz besonderen Sehenswürdigkeit.
Wer das alte Khndzoresk (auch: Chndsoresk) besuchen will, lässt das Dorf Khndzoresk überraschenderweise erstmal links liegen. Das neue Dorf ist nämlich nur eines wie so viele in Armenien. Interessanter ist das alte Dorf – zumindest was davon übriggeblieben ist. Nachdem man die letzten Häuser von Neu-Khndzoresk passiert hat, biegt man auf einen Schotterweg ab, der einen in Serpetinen und ziemlich ruckelig in Richtung Schlucht führt. Schon vom Parkplatz aus, erblickt man die ersten Überreste von Alt-Khndzoresk auf der anderen Seite der Schlucht. Und der Weg darüber führt nur über eine lange Hängebrücke!
Die Geschichte des verlassenen Khndzoresks
Der Name Khndzoresk leitet sich vermutlich von der Lage ab. Chor Dsor oder auch Chordsoresk bedeutet soviel wie „tiefe Schlucht“. Bei Ausgrabungen fand man heraus, dass das Tal vermutlich schon in der Bronze- und Eisenzeit besiedelt gewesen sein muß. Ab dem 5. Jahrhundert begannen die Christen dann damit, auch immer mehr Höhlen als Wohnstätten und Lagerflächen anzulegen. Viele dieser alten in den Fels gebauten Höhlen sind noch bis heute erhalten geblieben. In früheren Zeiten boten sie Schutz vor Plünderern und waren teilweise durch Tunnelsysteme miteinander verbunden.
Noch im Jahr 1913 lebten rund 3.000 Familien in diesen Höhlenwohnungen. Das neue Dorf mit ganz gewöhnlichen Häusern wurde erst in den 1950er Jahren unweit gegründet. Die letzten Höhlenbewohner siedelten schließlich in den 1980er Jahren um. Heute sind die alten Höhlen nur noch eine Touristenattraktion. Vereinzelt wird dort aber noch immer Heu gelagert.
Wer Khndzoresk besucht und die eindrucksvolle Höhlenkulisse sieht, wird verwundert sein, dass sie erst seit ein paar Jahrzehnten verlassen ist. Vieles wirkt einfach komplett wie aus eine weitaus älteren und vergessenen Zeit.
Über die Hängebrücke nach Alt-Khndzoresk
Die Besonderheit dieses Ortes erkannte auch ein Geschäftsmann und investierte, um die Bekanntheit von Khndzoresk als touristische Sehenswürdigkeit voranzutreiben. Nur wenige Jahre zuvor ging mit dem Prestigeprojekt in Tatev, die beeindruckende Seilbahn nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt in Betrieb. Daher entschied man sich im Jahr 2012 zum Bau einer 160m langen Hängebrücke, die die Besucher von der einen Seite der Schlucht in die verlassene Höhlenstadt bringen sollte.
Der Plan scheint aufzugehen: Mittlerweile ist die wackelige Seilbrücke mit der fantastischen Aussicht in die Umgebung, ein wahrer Touristenmagnet und Fotospot geworden. Dennoch geht es in Alt-Khndzoresk immer noch beschaulich zu. Anwohner versuchen mit Führungen und Geschichten von früher sich ein paar armenische Dram dazu zu verdienen oder bieten ihr Pferd für einen kleinen Ausritt an. Das einzige Cafe auf der gegenüberliegenden Seite hat noch viele regionale Produkte aus der Umgebung im Angebot und eine alte Höhle zur Veranschaulichung in ein kleines Museum umgebaut.
Sehenswerte Gebäude in Khndzoresk
Neben den zahlreichen Höhlen gibt es im alten Khndzoresk auch viele weitere Gebäude, die entdeckt werden wollen.
Die Hripsime-Kirche ist fast schon für sich selber ein kleines Highlight. Sie steht zugewachsen mitten im Wald auf halber Höhe des Hanges. Nur ihr bemoostes Dach ist schon von der Hängebrücke aus zu sehen. Diese Kirche wurde der heiligen Hripsime, einer Märtyerin aus dem 4. Jahrhundert, gewidmet. Die Basilika stammt bereits aus dem Jahr 1665. Möglicherweise standen sogar weitaus ältere Gotteshäuser zuvor an der gleichen Stelle. Das Baujahr ist auch noch am heute zugemauerten Westeingang eingraviert.
Im Inneren der Kirche gibt es noch ein paar sehenswerte Wandbilder zu sehen, ansonsten scheint auch hier die Zeit stehen geblieben zu sein. Umso beeindruckender ist es daher, dass dieses Gebäude tatsächlich gelegentlich noch für Gottesdienste genutzt wird.
Jenseits der Hängebrücke und abseits der meisten Höhlen, führt ein kleiner Pfad durch den Wald zum westlichen Hang der Schlucht. Hier befand sich einst eine Einsiedelei von Mönchen. Die Außenmauern der damaligen Kirche sind noch teilweise erhalten geblieben. Ebenso auch die Überreste eines Friedhofs mit Grabsteinen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Die berühmtesten von ihnen sind Mkhitar Sparapet, dem Gründer der Einsiedelei, sowie seinem Sohn Aharon und seiner Frau Gohar gewidmet.
Um die Saalkirche zu erreichen, muss man zunächst etwas klettern. Sie liegt ganz oben am Hang und ist nur über einen schmalen Pfad zu erreichen. Ihr mit Gras bewachsenes Dach ist schon von weitem zu erkennen.
Video: Luftaufnahmen von Khndzoresk
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Wie komme ich nach Khndzoresk?
Das alte Khndzoresk liegt im Süden Armeniens in der Provinz Sjunik. Von der Provinzhauptstadt Goris kommst du mit dem Taxi oder Mietwagen innerhalb von 30 Minuten hierher. Lass dich von dem schlechten Zustand der Straße auf den letzten Kilometern nicht täuschen – du bist tatsächlich auf dem richtigen Weg!
Brauche ich eine gute Kondition für Khndzoresk?
Zunächst einmal solltest du keine Höhenangst haben, damit du sicher und problemlos über die Hängebrücke kommst. Der Abstieg vom Parkplatz hierher und besonders der Aufstieg wieder hoch, kann schon etwas kräftezerrend sein. Allerdings ist er mit Holztreppen und regelmäßigen Aussichtspunkte zum Genießen und Ausruhen sehr gut ausgebaut.
Wenn du nach der ausgiebigen Erkundung von Khndzoresk nicht wieder hochklettern willst, bieten auch Taxifahrer direkt eine Auffahrt mit dem Auto an. Dieser Service kostet nur wenige Dram und der Preis ist vorab bekannt.
Lohnt sich das alte Khndzoresk ohne Führung?
Die meisten Besucher kommen sowieso nur wegen der tollen Hängebrücke hierher. Dabei solltest du dir wirklich ausreichend Zeit nehmen um die alte Stadt mit ihren zahlreichen Höhlen zu erkunden. Das gelingt auch problemlos ohne Führung. Mit einem Guide wirst du aber wahrscheinlich viel mehr über die frühere Nutzung und das Aussehen des Dorfes erfahren. Die Guides bieten ihre Dienst direkt an, bevor du auf die Hängebrücke gehst. Der Vorteil ist, dass sie wirklich Bewohner des neuen und teilweise sogar schon alten Khndzoresk waren. Wichtig ist nur, dass du vorab den Preis aushandelst, um am Ende nicht auf die Nase zu fallen.
Welche weiteren Sehenswürdigkeiten gibt es in der Umgebung?
Nur wenige Autominuten entfernt liegt das Kloster Tatev mit der längsten Seilbahn Europas, den „Wings of Tatev“. Da es sich um eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in ganz Armenien landet, wirst du in dieser Gegend wahrscheinlich auf jeden Fall während einer Armenien-Rundereise landen.
Der Ort Goris ist zwar an und für sich nicht wirklich hübsch, liegt aber malerisch zwischen den Bergen und bietet eine große Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants und Supermärkten. Von hier aus sind es ca. 30 Minuten Fahrt nach Khndzoresk und ebenso viel in die andere Richtung nach Tatev.
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