Das Kloster Chor Virap in Armenien beeindruckt mit seiner spektakulären Lage vor dem majestätischen Ararat. Es gilt als bedeutende Pilgerstätte und erzählt die Geschichte der Christianisierung Armeniens. Wahrscheinlich handelt es sich um den ältesten christlichen Ort im Land.
Chor Virap, auch Khor Virap oder – selten – Chor Wirap geschrieben, ist eines der bekanntesten Klöster in Armenien. Der Name bedeutet „tiefes Verlies“ und hat eine besondere historische Bedeutung. Das Kloster liegt in der Nähe der türkischen Grenze – in Sichtweite zum Grenzzaun – und bietet einen guten Blick auf den Berg Ararat. Für viele Touristen und Pilger ist dieser Ort ein Highlight ihrer Armenien-Reise.
Die Geschichte des Klosters Chor Virap
Die Geschichte von Chor Virap beginnt im 3. Jahrhundert, als das Gebiet Teil des Königreichs Armenien war. Zu dieser Zeit herrschte König Tiridates III., ein Anhänger des Zoroastrismus. In diesem heidnischen Umfeld predigte Gregor der Erleuchter das Christentum, was den Zorn des Königs hervorrief. Gregor wurde daraufhin gefangen genommen und in eine tiefe Grube geworfen, die später dem Kloster seinen Namen gab – Chor Virap, was „tiefer Kerker“ bedeutet.
Die Legende erzählt, dass Gregor 13 Jahre in dieser Grube lebte. Sein Überleben verdankte er einer gläubigen Frau, die ihm heimlich Nahrung hinunterwarf. Trotz seiner langen Gefangenschaft hielt Gregor an seinem Glauben fest.
In der Zwischenzeit erkrankte König Tiridates schwer, und keiner seiner Ärzte konnte ihm helfen. Die Schwester des Königs, Khosrovidukht, hatte einen Traum, in dem sie erfuhr, dass Gregor der Erleuchter die Krankheit heilen könne. Der König ließ Gregor aus der Grube befreien, und tatsächlich heilte Gregor ihn. Dieses Ereignis markierte einen Wendepunkt in der Geschichte Armeniens. Tiridates III. und sein Hof wurden Christen, und im Jahr 301 erklärte Armenien das Christentum zur Staatsreligion. Dies machte Armenien zum ersten christlichen Staat der Welt.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Grube, in der Gregor gefangen war, zu einem wichtigen Pilgerort. Um diesen Ort herum entstand das Kloster Chor Virap, das heute ein bedeutendes Symbol für die armenische Geschichte und Identität ist. Es erinnert an den Übergang des Landes vom Heidentum zum Christentum und an die Standhaftigkeit des Glaubens.
Die Bedeutung des Klosters für die Armenier
Chor Virap ist ein wichtiger Ort für Armenier, da hier die Wurzeln des christlichen Glaubens im Land liegen. Strenggenommen sogar für das Christentum weltweit. Schließlich war es Armenien, welche zuerst diesen Glauben annahm. Der Kerker, in dem Gregor gefangen war, kann bis heute besichtigt werden. Das Kloster liegt auf einem Hügel und bietet eine fantastische Aussicht auf den Berg Ararat. Der Ararat liegt zwar in der Türkei, ist aber ein Symbol für die armenische Identität. Besonders bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang ist der Blick unvergesslich.
Berg Ararat: Sehnsuchsort der Armenier
Der Blick auf den Berg Ararat, der heute auf türkischem Gebiet liegt, ist nicht nur ein beeindruckendes Panorama, sondern auch ein Symbol für das verlorene historische Kernland Armeniens. Viele Armenier besuchen Chor Virap, um dem Berg so nah wie möglich zu sein. Der Bibel nach war dies übrigens jener Berg, an dem Noah mit seiner Arche nach der großen Flucht wieder festen Boden unter den Füßen erlangte. Der Berg liegt von hier nur 31km Luftlinie entfernt und damit so nah, wie nirgendwo in ganz Armenien.
Die türkische Grenze ist hier wirklich wörtlich zum Greifen nach. Vom Kloster aus kann man unten bereits den Grenzzaun sehen. Die Möglichkeit auf dem Landweg in die Türkei einzureisen ist seit Jahrzehnten nicht gegeben. Alle Grenzübergänge sind geschlossen. Zwischen Armenien und der Türkei gibt es einen großen Disput. Die von vielen Staaten als Genozid anerkannten Verbrechen gegen die Armenier während des 1. Weltkriegs, werden bis heute von der türkischen Regierung geleugnet.
Was kann man im Kloster alles sehen?
Im Kloster Chor Wirap gibt es viel zu entdecken. Die Hauptattraktion ist der Kerker, der über eine schmale, ca. 5m lange Leiter zugänglich ist. Hier können Besucher die dunkle Zelle sehen, in der Gregor der Erleuchter gefangen war.
Die Muttergotteskirche stammt aus dem 17. Jahrhundert und beeindruckt mit ihrer schlichten, aber kraftvollen Architektur. Direkt daneben steht die alte St.-Georg-Kapelle, die mehrfach neu gebaut und renoviert wurde. Die erste Fassung wurde bereits im Jahr 642 von Katholikas Narses III. erbaut.
Außerdem gibt es einen kleinen Innenhof, auf dem sich nicht selten Armenier nach der Taufe ihres Kindes oder der eigenen Hochzeit für Fotos einfinden. Steigt man den Hügel vom Kloster noch etwas weiter bergauf, findet man eine Plattform vor, von der aus man die Landschaft und den Ararat bestaunen kann.
Tauben als Glücksbringer
Bereits auf dem Parkplatz von Chor Virap werden euch Leute Tauben aus ihren Käfigen zum Kauf anbieten. Es ist tierschutzrechtlich zwar eine fragliche Sache, aber hier ein verbreiteter Brauch. Die Tauben werden anschließend freigelassen und mit einem persönlichen Wunsch Richtung Himmel entsandt. Meistens finden sie sich dann im Innenhof des Klosters wieder ein, wo sie von ihren Besitzern wieder eingefangen und erneut als Glücksbringer an den Mann oder die Frau gebracht werden.
Tauben sind nicht nur in Armenien ein Zeichen des Friedens. Und dieser Wunsch ist besonders tief bei den Armeniern verankert, die nur aufgrund des Bergkarabach-Konflikts im ständigen Konflikt mit den Nachbarn in Aserbaidschan leben.
Wie komme ich zum Kloster Chor Virap?
Was das Kloster Chor Virap auch zu einem Pflichtpunkt auf der touristischen Agenda macht, ist die Nähe zur armenischen Hauptstadt Jerewan. Gerade einmal 45 Minuten benötigt man mit dem Auto hierher. Es gibt natürlich organisierte Touren, aber auch mit dem Taxi oder dem öffentlichen Nahverkehr ist die Anfahrt schnell erledigt.
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Nähe
Den Besuch des Klosters Chor Virap macht man oft in Zusammenhang mit weiteren Sehenswürdigkeiten. Man fährt quasi eine kleine Runde, bevor man nach Jerewan zurückkehrt. Der Tempel von Garni ist etwa 1 Stunde entfernt, auch die Symphonie der Steine dort sollte man nicht verpassen. Von dort ist es dann auch nur noch wenige Minuten Autofahrt zum Kloster Geghard. Dieses sehenswerte Höhlenkloster sollte man auch auf keinen Fall verpassen.
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