Sich in einer fremden Stadt verirren? Wer will denn sowas? In Fès ist das alleine schon eine Sehenswürdigkeit und dir wird das mit Sicherheit auch passieren – und erst dann hat man die Altstadt hier wirklich erlebt!
Fès (oder arabisch auch Fez genannt) ist die älteste von insgesamt 4 Königsstädten in Marokkko. Bereits im Jahr 789 soll sie entstanden sein. Ihr Name leitet sich dabei übrigens schlicht von dem Werkzeug ab, das damals vornehmlich benutzt wurde: Der Hacke!
Fès hat mehr als 1 Millionen Einwohner – und die leben auf gerade mal einer Fläche von 89 km². Dabei ist die Bevölkerungsdichte nur unwesentlich kleiner als z.B. von der Hochhaus-Stadt Tokyo in Japan. Dabei gibt es hier in Marokko quasi keine Hochhäuser.
Sehenswürdigkeiten in der Altstadt von Fès
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Mehr InformationenMedina: Die Altstadt von Fès
Die Medina von Fès ist das Herzstück der Stadt. In dieser arabischen Altstadt leben die meisten Menschen dicht an dicht in meist 2 – 3-stöckigen Häusern. Fast immer verfügen diese sogenannten Riads über einen offenen Innenhof und eine Dachterasse. Anders würde auch kaum Licht hineinfallen. Denn die Medina steht noch größtenteils so, wie sie auch schon vor hunderten von Jahren ausgesehen haben muss.
Die Medina ist keine geplante Stadt gewesen. Vielmehr geschah hier über die Jahrhunderte eine Ansammlung von Siedlern. Die praktische Lage an einer wichtigen Handelsroute war der Ausschlag dafür. So gibt es auch kein vorgefertigtes Straßen- bzw. Wegemuster. Die Wege entstanden so, wie es die nach und nach gebauten Häuser eben ergaben.
Das blaue Tor
Die meisten Besucher betreten die Medina durch das Blaue Tor (Bab Bou Jeloud). Dieses Tor ist zwar nur eines von wenigen, aber entspricht quasi dem Haupteingang zu dieser Stadt in der Stadt und ist einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Einmal in der Altstadt wird man von Eindrücken fast erschlagen. Überall riecht es nach orientalischen Gewürzen, Händler preisen lautstark ihre Waren an und Dienstleister warten im Schatten der Häuser auf Kunden.
Hier gibt es keine Autos! Es ist nicht nur verboten, sondern auch nicht möglich. Die Wege sind sehr eng und schon die zahlreichen Menschen sorgen für den ein oder anderen Stau. Was nicht zu Fuß befördert werden kann, wird mit Eseln oder Motorrädern transportiert. Als Fußgänger muss man immer aufpassen, dass man nicht von einem Mofa oder einem Esel erwischt wird. Zum Glück werden diese (fast) immer lauthals angekündigt, um sich Platz zu verschaffen. Doch manchmal ist es so eng, dass ausweichen gar nicht so einfach möglich ist.
Die labyrinth-artigen Souks
Man geht leicht abwärts, je weiter man in die Medina vordringt. Aus zunächst noch zierlichen Wege werden bald schon äußerst schmale Gassen, die nur knapp zwischen zwei Hauswänden hindurchführen. Überall zweigen noch kleinere Wege ab, bei denen man sich nicht sicher sind ob sie irgendwo hinführen oder nur ein Zugang zu einer Eingangstür sind. Viele diese Wege enden sogar als Sackgasse im Nichts oder man läuft einfach im Kreis.
Was nach einem wahren urbanen Labyrinth klingt, ist wirklich eins. Benötigt man auf dem Hauptweg nur wenig Orientierungssinn, um wieder aus der Medina rauszufinden, kann man sich in ihren hunderten Seitengassen wirklich verlaufen.
Aber keine Angst haben! Das macht den Reiz dieser arabischen alten Stadt aus. Nicht umsonst gehört sie zu den besterhaltenen ihrer Art weltweit. Überall gibt es etwas neues zu entdecken. Häufig kann man sich sogar auf seine Sinne verlassen und seiner Nase folgen. Nicht selten führt dies zu einem leckeren und preiswerten Restaurant oder Imbiss.
Oder auf eine der zahlreichen kunstvoll verzierten Moscheen, die mal größer und mal kleiner vorhanden sind. Manche von ihnen dürfen von Nicht-Muslimen auch besucht werden. Zu den bekanntesten zählt al-Qarawiyin. Hierbei handelt es sich nicht nur um eine Moschee, sondern zugleich um eine der ältesten Universitäten der Welt. Eine absolute Sehenswürdigkeit – auch wenn man sich als Nicht-Muslime größenteils nur von außen anschauen darf.
Die Gerbereien
Sollte es zwischendurch mal sehr streng riechen, ist man wahrscheinlich auf dem besten Weg die Gerbereien zu finden. Für die Souks in denen Leder nicht nur verkauft, sondern auch auf ganz traditionelle Weise hergestellt wird, ist Fès nämlich weltweit bekannt.
Für ein kleines Trinkgeld kann man den Arbeitern bei ihrer schweißtreibenden Arbeit von einer der Dachterasse vielleicht sogar zuschauen. In senkender Hitze treten sich barfüßig die Tierhäute von morgens bis abends in großen Becken aus. Das fertige Endprodukt kann im Anschluß natürlich auch zu Schuhen oder Jacken verarbeitet käuflich erwerbt werden. Verhandlungsgeschick können dann sogar für ein wahres Schnäppchen vorteilhaft sein.
Neben Produkten für das täglich Leben, sind es vor allem Gewürze und Porzellanwaren, die besonders für Touristen am interessantesten sind. Ohne Handel läuft hier nichts – und wenn man erstmal ins Verhandeln eingestiegen ist, wird dies erst durch einen erfolgreichen Verkauf abgeschlossen. Notfalls muss halt noch etwas Minztee getrunken werden!
Empfehlenswert ist auch der frisch gepresste Saft, der an fast jeder Ecke zu einem fairen Preis verkauft wird. Am verbreitesten ist Orangensaft. Es gibt aber auch viele weitere Obstsorten zur Auswahl: Z.B. Granatapfel, Ananas oder auch Gemüse wie Tomate oder Gurke. Nicht nur sehr erfrischend, sondern auch echt gesund!
Alte Medina in Fès: Hilfe! Ich finde nicht mehr raus!
Je länger man durch die Gassen von Fès schlendert, umso weniger erinnert man sich an den Rückweg. Auch wenn man es sich vorher vorgenommen hat, es will irgendwie nicht mehr ganz so mit der Navigation klappen. Auch in Zeiten von GPS und Smartphones ist man hier größtenteils auf sich alleine gestellt.
Aber kein Grund zur Sorge! Irgendwann hat noch jeder aus diesem marokkanischen Labyrinth herausgefunden. Eine gute Methode ist es, zu einem der Hauptwege zurückzufinden. Diese führen dann auf kurz oder lang zu einem der zahlreichen Ausgänge. Wem das zu lange dauert, kann auch Einheimische um Hilfe bitten. Für diesen Dienst wird aber ein Trinkgeld erwartet. Besonders Kinder und Jugendliche bessern sich so gerne ihr Taschengeld auf.
Es gibt auch die Möglichkeit einen Guide zu buchen. Damit ist man dann auf jeden Fall auf der sicheren Seite, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt zu sehen. Allerdings bringt einem der „unentdeckte“ Weg vielleicht doch mehr den Charme dieser wirklich beinahe perfekte erhaltenen arabischen Stadt nahe.
Außerhalb der Mauern der Medina fahren moderne Autos über eine neu gebaute 4-spurige Straße entlang. Aber innerhalb der Mauern von Fès meint man wirklich in einer schon längst vergessenen Welt zu sein!
Sehenswürdigkeiten außerhalb der Altstadt von Fès
Wir verlassen die Medina. Auf einem Hügel oberhalb der Altstadt lassen sich weitere historische Sehenswürdigkeiten entdecken.
Festung Borj Nord
Das Borj Nord ist eine Festungsanlage, welche seit 1981 auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Das mit Zinnen bekrönte Borj Nord wurde 1582 nach dem Vorbild portugiesischer Festungsanlagen errichtet. Erst sollte es die Kontrolle der Stadtbewohner sicherstellen, später diente es aber auch als Gefängnis. Heute befindet sich im Inneren ein sehenswertes Waffenmuseum, welches Exponate zeigt, die bis in die Steinzeit zurückgehen.
Gräber der Meriniden
In der Nähe befinden sich noch ältere Zeugen der Geschichte. Die Merenid Tombs (Gräber der Meriniden) waren ursprünglich Grabanlagen für Könige dieser Kultur, die im 13. Jahrhundert die Stadt Fès eroberten. Heute sind von den einst eindrucksvollen Bauten nur noch weniger Mauern und Tore erhalten. Ein Besuch lohnt sich aber trotzdem, da man von diesem Ort aus auch einen herrlichen Ausblick auf die Altstadt von Fès und seine quirligen Straßen hat.
Wissenswertes für deine Reise nach Fès
Hast du Lust auf eine Reise nach Fès in Marokko bekommen? Diese wichtigen Infos machen deinen Marokko-Urlaub einmalig.
Wie komme ich am besten nach Fès?
Die Stadt Fès verfügt über einen eigenen internationalen Flughafen und wird saisonal von verschiedenen Flughäfen in Deutschland aus direkt angeflogen. Alternativ ist der Umstieg in einen nationalen Flug der Royal Morrocan Airline in Casablanca, Tanger oder Marrakesch möglich.
Wie lange sollte ich in Fès bleiben?
Fès ist vielseitig und spannend. Hier kann man ein paar schöne Tage verbringen und so auch weitere Highlights abseits der Medina entdecken.
Die Auswahl an klassischen Riads in der Altstadt sind groß, in der Neustadt findet man aber auch moderne Hotels. Wer mit einem Mietwagen unterwegs ist und in der Altstadt wohnen möchte, sollte bedenken, dass man nur auf wenigen Parkplätzen außerhalb der Altstadtmauern parken kann. Diese Parkplätze sind zeitweise sehr überlastet und kostenpflichtig.
Welche weiteren empfehlenswerten Reiseziele gibt es in der Umgebung?
Fès liegt im zentralen Norden von Marokko. Von hier aus kann man gut die (weitere) Königsstadt Meknes besuchen. Nach 2 Stunden Autofahrt erreicht man außerdem die marokkanischen Hauptstadt Rabat.
Im Rahmen von organisierten Tagestouren kann man auch gut Ziele im Atlasgebirge besuchen. In Infrane gibt es z.B. einen Nationalpark, wo Berberaffen noch in freier Wildbahn leben. Auch der Ausflug in die blaue Stadt Chefchaouen wird oft angeboten, wobei die 3 Stunden Anfahrt schon ziemlich lang sind.
Nach gerade mal 1,5 Stunden Autofahrt erreicht man auch die Ausgrabungsstätte Volubilis mit vielen sehenswerten Mosaiken und Bauten aus der römischen Antike.
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