Im Bosnienkrieg brachte ein Massaker Tuzla traurige internationale Bekanntheit. Heute ist der Salzsee über die Landesgrenzen hinaus bekannt – eigentlich war dies aber nur die schnelle Lösung für ein Problem gewesen.
Die Stadt Tuzla im Nordosten von Bosnien und Herzegowina ist eine typische Industriestadt – auf den ersten Blick etwas laut und verschmutzt, aber wenn man genauer hinschaut auch jung und lebendig. Ein Nebenprodukt des industriellen Salzabbaus hat Tuzla seine besondere Sehenswürdigkeit eingebracht: Mitten im Stadtkern liegt ein Salzsee! Am weißen Kieselstrand lockt der Panonsko See jung und alt im Sommer zum Schwimmen.
Der Panonische See (Panonsko Jezero) wird aus Nebenprodukten des Salzabbaus in den angrenzenden Bergen gespeist. Dem Wasser wird wegen den erhöhten Salz- und Schwefelwerten eine heilende und entspannende Wirkung nachgesagt.
Tuzla ist übrigens die einzige Stadt in Europa, die einen salzigen See mitten im Zentrum besitzt. Nicht umsonst kommt also ihr Name vom türkischen Wort „tuz“ und bedeutet übersetzt „Salz“.
„Pannonica“ ist DAS Erholungsgebiet in Tuzla
Im Erholungsgebiet Pannonica kommt auf dem weitläufigen Areal echte Urlaubsstimmung auf. Unter angepflanzten Palmen und mit Blick auf die Ränder der Innenstadt, eignet sich eine Liege am aufgeschütteten Kiesstrand hervorragend zum Entspannen. Dabei ist ein Fünftel des Wasser das natürliche Salzwasser, dem eine heilende Wirkung nachgesagt wird.
Neben den insgesamt 3 Seen, 2 Wasserfällen und mehreren Pools gibt es auf dem Areal außerdem noch verschiedene Sportfelder und Spielplätze. Es ist also nicht verwunderlich, dass dieser Ort Einheimische wie Reisende gleichermaßen anzieht.
Der Salzabbau wurde für Tuzla zur Gefahr
Das städtische Naherholungsgebiet rund um den Salzsee wird heutzutage gerne von den Einheimischen, als auch immer mehr Touristen angenommen. Mittlerweile fliegen Billigairlines Tuzla direkt von mehreren Flughäfen in Europa an. Ursprünglich wurde der See aber als reine Notlösung für ein ernsthaftes Problem geschaffen.
Durch den Salzabbau sanken immer mehr Häuser, Straße und Plätze in alte Stollen ab. Während der kommunistischen Zeit gab es daher sogar den Plan, die ganze Stadt zu verlegen. Das wurde zum Glück aber noch verhindert. Der Salzabbau wurde stark eingeschränkt, aber bis heute beibehalten.
Ebenfalls eine Nebenwirkung des Salzabbaus: Mitten im Stadtgebiet entstanden durch Absackungen Tümpel, die sich mit Salzwasser füllten. An manchen Stellen geriet Tuzla sogar in Gefahr, dass sich die Landschaft dort mehr und mehr zum Sumpfgebiet entwickeln würde.
Anfang der 2000er Jahre erkannte der damalige Bürgermeister die reale Bedrohung für die Stadt und ihre Einwohner. Als Lösung wurde der Salzsee geschaffen, was das Wasser konzentriert ablaufen ließ und so die Sumpfbildung unterdrückte. Positiver Nebeneffekt: Ein ansehnlicher innerstädtischer Badesee mit Heilwirkung!
Um die wirtschaftliche Zukunft der Stadt zu sichern, konzentrierte man sich fortan mehr auf weitere Industriezweige. So steht heute in Tuzla das größte Kohlekraftwerk in Bosnien-Herzegowina.
Das Massaker von Tuzla hinterließ tiefe Wunden
Im Bosnien-Krieg fand im Zentrum von Tuzla eine schlimme Tragödie statt. Im Frühjahr 1995 schlug eine Artilleriegranate mitten in der Altstadt, der sogenannten Kapija, ein. 71 Jugendliche und junge Erwachsene starben. Das jüngste Opfer war gerade mal 2 Jahre alt 16, die ältesten gerade mal knapp über 30 Jahre. Die meisten der Todesopfer waren zwischen 15 und 26 Jahre alt. Außerdem wurden 173 Menschen durch den Angriff verletzt.
Am Ort des Anschlags erinnert heute noch eine Erinnerungstafel an die Namen der zahlreichen Opfer.
Bis heute ist die Stadt standhaft geblieben und besonders ihre Bewohner haben immer wieder neuen Mut gefasst. Nicht umsonst ist Tuzla heute eine moderne Stadt mit vielen jungen Studenten, die die örtliche Universität besuchen. Der über die Jahre erhaltenen Charme einer Industriestadt wird aber auch immer dazugehören.
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