Brasov: Das Tor zu Transsilvanien und den Karpaten

Siebenbürgen / Rumänien

Altstadt Brasov
Die Stadt Brasov in Rumänien liegt am Rande der Karpaten. Für viele Touristen ist sie der Startpunkt einer Reise durch Transsilvanien.

Für viele Rumänien-Reisende ist Brasov so etwas wie das „Tor zu Transsilvanien“. Die Stadt eignet sich gut als Ausgangspunkt für Reisen durch die geheimnisvollen Karpaten, die Welt von Dracula und das ursprüngliche Rumänien. Dabei ist Brasov schon selber ein echter Reisetipp!


Auch wenn der Flughafen von Brasov voraussichtlich erst 2020 in Betrieb genommen wird, steht die Stadt bereits heute bei vielen Touristen auf der Reiseliste. Um die geheimnisvolle und wunderschöne Welt der Karpaten zu entdecken, machen viele zunächst halt in dieser Großstadt in Siebenbürgen. Von hier aus erreicht man in Tagesetappen viele der Sehenswürdigkeiten der Region, die auch unter dem Namen Transsilvanien bekannt ist. Für viele ist dies immer noch ein Synonym für Graf Dracula und unheimliche Geschichten. Das Dracula-Schloß Bran liegt gerade einmal eine halbe Autostunde, das Märchenschloß Peles 60 Minuten von Brasov entfernt.

In dieser Ecke Rumäniens gibt es so viel zu entdecken. Trotzdem sollte man nicht nur die Annehmlichkeiten wie eine große Auswahl von Unterkünften in Brasov wertschätzen. Die Stadt selber ist bereits eine eigene Sehenswürdigkeit – wo sonst gibt es denn zum Beispiel eine schwarze Kirche?

Auch wer nur wenige Stunden Zeit in Brasov hat, sollte sie für die große Erkundung nutzen.

In der Altstadt schlägt das Herz Brasovs

Bereits im frühen 13. Jahrhundert gründete Ritter des Deutschen Ordens die Stadt unter dem Namen Corona. Damals handelte es sich um die südöstlichste deutsche Stadt Siebenbürgens. Kronstadt – so der damalige deutsche Name – war über Jahrhunderte neben Hermannstadt (Sibiu) das kulturelle, geistige, religiöse und wirtschaftliche Zentrum der Siebenbürger Sachsen. Noch heute findet man an vielen Häusern deutsche Inschriften.

Panorama Altstadt Brasov
Von den umliegenden Bergen hat man eine herrliche Aussicht auf die Altstadt von Brasov.

Die Altstadt von Brasov lädt heute definitiv zum Verweilen ein. Und dank guter Pflege merkt man ihr das hohe Alter auch fast gar nicht an. Die spätmittelalterlichen Bürgerhäuser begeistern die Besucher mit ihrer ungewohnten Farbenvielfalt. Entlang der großzügigen mit Pflasterstein gebauten Fußgängerzone, findet man heute eine vielzahl stilechter eingerichteter Restaurants, Kneipen und Geschäfte. Auch wenn die Globalisierung auch hier nicht Halt gemacht hat, stören die Filialen internationaler Anbieter nicht das Gesamterscheinungsbild der Altstadt.

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Fast wie in Hollywood – nur mit Bären!

Die Einwohner Brasovs sind stolz auf ihre Stadt. Und das zeigt man auch gerne. Am Rande der Altstadt liegt der Hausberg Tampa (deutsch: Kapellenberg). Sein Gipfel liegt auf 960m. Rund 400m davon liegen höher als der Stadtkern. Ein wunderbarer Ort also, um der Stadt noch mehr Glanz zu verleihen, dachte man sich. Daher wurden auf dem Berg große Buchstaben mit dem Stadtnamen aufgestellt. Ein Hauch von Hollywood mitten in Rumänien!

Mittlerweile hat sich dieser Trend übrigens auch in weiteren Orten Transsilvaniens durchgesetzt. So findet man zum Beispiel auch im nahen Rasnov einen Schriftzug – auch wenn dieser etwas kleiner und bescheidener ausfällt 😉

Berg Tampa Brasov Schriftzug
Der Hausberg von Brasov heißt Tampa. Auf seiner Spitze sind – ganz Hollwood-gleich – Buchstaben mit dem Stadtnamen aufgestellt worden.

Der Aufstieg auf den Berg Tampa lohnt sich. Es gibt wohl keinen besseren Ort, um das perfekte Panorama von Brasov einfangen zu können. Der Aufstieg ist etwas beschwerlich und es sollen auch hin und wieder Bären in den Wäldern umherstreifen. Meistens sind sie aber nur auf der Suche nach essbaren Abfällen, die rücksichtslose Wanderer hinterlassen haben. Im Normalfall versuchen die braunen Riesen aber möglichst großen Abstand zu den Menschen zu halten.

Ganz ohne Bären – und vor allem ganz ohne Anstrengung – gelangt mit der Seilbahn zum Gipfel. Mit der Gondel geht es am Restaurant Casa Padurarului in wenigen Minuten zur Spitze hoch. Dort oben kann man typische rumänische Küche im Panoramarestaurant probieren und vor allem den spektakulären Ausblick genießen. An wolkenfreien Tagen kann das gesamte Burzenland überblicken!

Die Reformation der Siebenbürger begann in Brasov

In der Altstadt steht die bedeutendste gotische Kirche Siebenbürgens und ganz Südosteuropa. Hier begann die Reformation der Kronstädter Siebenbürger Sachen durch den Reformator Johannes Honterus. Seither ist es eine evangelische Kirche. Seine letzte Reise außerhalb seiner Heimatstadt führte ihn sogar nach Wittenberg zu Martin Luther persönlich. Vor der Kirche erinnert noch heute eine Statue an Honterus und sein Lebenswerk.

Statue von Johannes Honterus vor der Schwarzen Kirche
Johannes Honterus spielte als Reformator eine wichtige Rolle im religiösen Siebenbürgen. Eine Statue vor der schwarzen Kirche erinnert noch heute an ihn.

Die Schwarze Kirche „verdankt“ ihren Namen einem Brand

Ohne ein gravierendes Ereignis wäre diese Kirche, die eigentlich Marienkirche heißt, heute bestimmt nicht soweit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Ihr beinahe offizieller Name lautet nämlich nur noch Schwarze Kirche (rumänisch: Biserica Neagră). Und das hat einen verrückten Grund!

Als 1689 die Stadt von österreichischen Truppen belagert wurde, kam es – vermutlich durch Brandstiftung – zu einem großen Brand. Die halbe Stadt wurde in Schutt und Asche gelegt. Das Feuer griff auch auf die Marienkirche über. Bis auf die äußeren Mauern fiel alles den Flammen zum Opfer. Nur die schweren schweren eisenbeschlagenen Eichenportale, die Steinmauern und ein Fresko der Mutter Maria an einem der Seiteneingänge überlebten das Flammenmeer. Trotzdem hinterließ das Feuer auch hier deutliche Rußspuren. Man entschied sich die Reste der Kirche nicht einzureißen, sondern lieber das Gebäude wieder aufzubauen. Der großflächige schwarze Ruß ist bis heute noch deutlich sichtbar. Manche sagen, man hätte ihn einfach nicht abbekommen.

Seither heißt die Kirche nur noch die Schwarze Kirche und ist irgendwie die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt geworden. Die angebrannte Marienabbildung im Inneren wurde im Zuge dessen auch als Schwarze Madonna bekannt.

Schwarze Kirche in Brasov
Die Schwarze Kirche (Biserica Neagră) hat nicht nur eine besondere Färbung, sie ist auch der bedeutendste gotische Kirchenbau Siebenbürgens.

Kirchenfans werden Brasov lieben

Für Kirchenfreunde gibt es viele weitere sehr sehenswerte Orte in der Altstadt. Neben der Schwarzen Kirche gehört die St. Nikolaus-Kirche zu den beliebtesten. Die orthodoxe Kirche thront über dem historischen Stadtteil Schei. Sie wurde auch schon sehr früh – nämlich 1292 – in einer ersten simplen Variante erbaut. Ab 1495 erneuerte man sie mit festen Steinwänden. Die Bürger verdankten die finanziellen Unterstützung Vlad Calugarul, dem damaligen Prinzen der Wallachei.

Schon von außen ist diese Kirche ein hübsches Fotomotiv. Die teils gotische, teils barocke Bauart setzt sich auch auf dem angrenzenden Friedhof fort. Das Highlight sind jedoch die gemalten Fresken von Misu Popp im Kircheninneren.

St. Nikolaus Kirche
St. Nikolaus ist eine weitere wichtige Kirche in Brasov. In ihrem Inneren kann man beeindruckende Fresken bewundern.

Ein Spaziergang durch das Mittelalter

Das tolle an Brasov ist, dass das Erscheinungsbild aus dem Mittelalter bis heute an vielen Stellen erhalten geblieben ist. Die Befestigungsmauern der Altstadt, die früher der Abwehr von Feinden dienten, sind heute noch vielerorts zu besichtigen.

Stadtmauer Altstadt
Große Teile der mittelalterlichen Stadtmauer sind noch heute erhalten. Brasov wurde unter dem Namen Corona bereits im 13. Jahrhundert gegründet.

Andere Befestigungsanlange am ebenso dem Lauf der Zeit Stand gehalten. So findet man in Brasov den Schwarzen und den Weißen Turm – wobei ersterer eigentlich überhaupt nicht schwarz ist. Der „echte“ Weiße Turm kann bestiegen werden. Von hier hat man einen guten Blick auf die gesamte Altstadt. Nicht ganz so perfekt wie vom Berg Tampa, dafür muss man aber auch nicht zum Höhenwanderer werden.

Beide Türme wurden Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und mussten ebenfalls – wie die Schwarze Kirche – wegen dem großen Stadtbrand am Anfang des 18. Jahrhunderts aufwendig restauriert werden.

Weißer Turm in Brasov
Der weiße Turm thront am Stadtrand auf einem Felsen. Von hier hat man eine gute Aussicht auf die Altstadt und den Hausberg Tampa.

Brasov kann man optimal zu Fuß erkunden

Ein weiterer Vorteil für einen ausgedehnten Aufenthalt in Brasov: Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen dicht beieinander. Man kann das Auto also getrost am Stadtrand oder Parkplatz der Unterkunft stehen lassen. Zu Fuß – und ganz ohne Eile – geht es dann durch den historischen Stadtkern.

Wer ganz sicher gehen will, dass er auch nichts verpasst, dem sei eine sogenannte Free Walking Tour ans Herz gelegt. Diese Touren werden von Freiwilligen organisiert und funktionieren komplett auf Spendenbasis. Auch wenn man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt kaum verpassen kann, lohnt es sich trotzdem an einer solchen Führung teilzunehmen. Hier erfährt man viele interessante Geschichten und Legenden von Kronstadt und Siebenbürgen.

Free Walking Tour Brasov
Die meisten Sehenswürdigkeiten Brasovs sind gut zu Fuß zu erkunden. Am einfachsten geht das mit einer Free Walking Tour.

Bei dieser Tour erfährt man übrigens auch ein witziges Detail: Hier soll es hier die schmalste Straße der Welt geben! Da sind wir uns aber immer noch nicht ganz sicher, ob das so stimmt 😕

Es is aber eigentlich auch ganz egal! Auch ohne Übertreibungen ist Brasov ein Pflichtziel, das man bei seiner Rumänien-Reise auf keinen Fall stiefmütterlich vernachlässigen sollte!


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4 Kommentare

  1. Hallo Kristof,
    wow, ein sehr schöner Artikel! Die Stadt Brasov scheint wirklich eine Reise wert zu sein. Den Schriftzug auf dem Berg finde ich auch sehr cool. Danke für die Inspiration.

    Liebe Grüße, Selda

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