Albanien: Das Land der unzähligen Bunker

Warum gibt es so viele Bunker in Albanien?

Bunker in Albanien
Ein skuriller, aber nicht seltener Anblick in Albanien: Dieser Bunker in Saranda reiht sich zwischen einem Hotel und einen Strandverkauf ein.

Die Bunker in Albanien sind stille Zeugen einer Zeit voller Angst und Isolation. Doch heute sind sie viel mehr als Betonruinen. Sie stehen für Wandel, Kreativität und den unaufhaltsamen Drang der Albaner, aus der Vergangenheit etwas Neues zu machen. Für Reisende sind sie ein spannendes Stück Geschichte – und ein Symbol, das man so nur in Albanien findet.


Wer zum ersten Mal nach Albanien reist, wird schnell merken: Überall tauchen sie auf – kleine runde Betonkuppeln mitten in der Landschaft, am Straßenrand, am Strand oder sogar in Gärten. Die Bunker gehören zum Land wie die Berge oder das Meer und sind für viele Besucher ein faszinierendes Rätsel. Warum gibt es in Albanien so viele Bunker? Und was passiert heute mit diesen Relikten der Vergangenheit?

Die Entstehung der Bunker in Albanien

Die Bunker wurden während der kommunistischen Zeit unter Enver Hoxha errichtet. Hoxha, der das Land von 1945 bis 1985 regierte, lebte in ständiger Angst vor einer Invasion – sei es durch Jugoslawien, die Sowjetunion, die USA oder andere Staaten. Aus dieser Paranoia heraus entstand der Plan, das gesamte Land in eine Festung zu verwandeln. Angeblich plante er bis zu 750.000 Bunker zu bauen.

Die Bauweise war einfach, aber effektiv: kleine, runde Betonkuppeln, die gegen Angriffe standhalten sollten. Die Vorstellung war, dass jeder Albaner im Ernstfall einen Bunker in der Nähe hätte, um sofort Schutz zu finden oder das Land zu verteidigen.

Wie viele Bunker gibt es in Albanien?

Die Zahl ist beeindruckend und fast unfassbar: Es sollen zwischen 170.000 und 200.000 Bunker gebaut worden sein. Das entspricht im Durchschnitt einem Bunker für je vier bis fünf Einwohner. Viele Einheimische scherzen bis heute, dass man in Albanien über mehr Bunker stolpert als über Straßenschilder.

Ob in den Bergen des Nordens, an der Küste des Ionischen Meeres oder sogar in den Städten – die Bunker sind allgegenwärtig. Sie wurden nie gebraucht, aber sie haben die Landschaft dauerhaft geprägt.

Bunker in der Nähe von Vlora
Bunker in der Nähe von Vlora

Die albanischen Bunker als Teil des heutigen Alltags

Für die Albaner waren die Bunker lange Zeit eher Last als Sehenswürdigkeit. Sie erinnerten an eine Zeit der Isolation und an ein Regime, das das Land vom Rest der Welt abgeschnitten hielt. Doch mit der Öffnung Albaniens und dem zunehmenden Tourismus hat sich die Wahrnehmung geändert. Heute gehören die Bunker fast schon zur nationalen Identität – und sie werden immer öfter als Symbol für die besondere Geschichte des Landes gesehen.

Kreative Nutzung der Bunker heute

Viele Bunker sind verlassen und von der Natur überwuchert, doch einige haben in den letzten Jahren eine erstaunliche zweite Karriere bekommen. Reisende können sie auf verschiedene Weisen erleben:

Museen: In Tirana wurden zwei große Bunker zu faszinierenden Museen umgebaut. Bunk’Art 1 erzählt die Geschichte des kommunistischen Regimes, während Bunk’Art 2 sich dem Geheimdienst und der Überwachung widmet. Beide Orte sind spannend, bedrückend und absolut sehenswert.
Bars und Cafés: An der Küste oder in Städten wie Shkodër wurden kleinere Bunker in originelle Bars, Cafés oder sogar Restaurants umgewandelt – ein Erlebnis, das man so nur in Albanien findet.
Kunstprojekte: Künstler bemalen die grauen Kuppeln oder verwandeln sie in Installationen. Besonders in ländlichen Gegenden kann man bunte Bunker entdecken, die plötzlich wie überdimensionale Skulpturen wirken.
Unterkünfte: Manche Bunker wurden von kreativen Gastgebern zu Gästezimmern oder Ferienwohnungen umgebaut – ein außergewöhnlicher Ort zum Übernachten.
Strand-Bunker: An der albanischen Riviera stehen viele Bunker direkt am Meer. Heute werden sie teilweise als kleine Sonnenschutz-Plätze genutzt oder einfach als kuriose Fotokulisse.

Tipps für Reisende: Wo findet man die spannendsten Bunker?

Tirana: Ein Muss sind die Museen Bunk’Art 1 und 2. Hier tauchst du tief in die Geschichte Albaniens ein.
Durres und Vlora: An den Stränden sind Bunker ein beliebtes Fotomotiv – perfekt für Instagram.
Shkodra: Rund um den Skutarisee und in den Bergen stehen viele Bunker, die mit bunten Farben bemalt wurden.
Ländliche Regionen: Auf einer Rundreise durchs Land wirst du an den Bunkern kaum vorbeikommen – sie tauchen an den unerwartetsten Orten auf.

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