Lohnt sich eine Reise nach Almaty? Kasachstans heimliche Hauptstadt ist bunt, vielseitig und beinahe schon eine richtige Metropole in Zentralasien. Es gibt viele Gründe dafür, dass dieser Ort auf deiner Bucketlist stehen sollte.
Zunächst einmal die nüchternen Fakten zu Almaty: Almaty ist die größte Stadt Kasachstans. Mit 1,7 Millionen Einwohnern ist sie auch die bevölkerungsreichste Stadt im ganzen Land. 1997 wurde zwar Astana (2019 umbenannt in „Nur-Sultan“) zur Hauptstadt des zentralasiatischen Landes ausgerufen. Aber nach wie vor zählt sie nicht nur bei den Kasachen selber zur heimlichen Hauptstadt des größten Landes in Zentralasien.
Almaty war einst die Stadt der Äpfel
Almaty und der Apfel waren einst untrennbar miteinander verbunden. Der frühere Name Alma-Ata heißt grob übersetzt so viele wie „Der Großvater der Äpfel“. Es ist auch nicht irgendein Apfel, der die Stadt in der einstigen Sowjetunion äußerst berühmt machte. Die „stadteigene“ Sorte Aport entstand hier 1865 wohl durch einen Zufall und wurde durch verschiedenen Kreuzungen immer weiter verbessert und perfektioniert.
Wo früher die endlosen Wiesen voll Apfelbäumen lagen, entstanden erst kürzlich riesige Hochhäuser. An einem Ort an der Al-Farabi-Straße erinnern sich die Almatiner noch heute an die Blütezeit der Stadt. Hier fingen einst die riesigen Apfelgärten an, die sich hinauf bis in der Hänge der auch im Sommer schneebeckten Berge des Tien Schan Gebirges hochzogen.
Bis heute ist der Apfel das Wahrzeichen der Stadt geblieben. Angebaut wird er zumindest im Stadtkern nur noch selten. Besonders vom industriellen Großanbau ist heute nichts mehr zu spüren. Viele Alamatiner sind dem Stadtwahrzeichen aber trotzdem treu geblieben und haben Apfelbäume noch im eigenen Garten stehen.
Almaty präsentiert sich lebendig und weltoffen
Streift man durch die Straßen der Stadt, erkennt man es schnell, dass man es bei Almaty mit einer zentralasiatischen Metropole zu tun haben muss. Besonders zu Stoßzeiten gibt es für den Verkehr kaum noch ein Durchkommen. Am Wochenende und Abend hingegen sieht es die Einheimischen in die zahlreichen Parks und Gärten der Stadt. Diese wurden mit großem Aufwand angelegt und werden mit großer Mühe und finanziellen Einsatz durch Gärtner in blühendem Glanz gehalten. Das soll Almaty zu einer neuen Identität verhelfen. Der Slogan „Stadt der Gärten“ hat man sich offiziell bereits selbst verliehen.
Almaty ist eine Großstadt, die überall in Europa liegen könnte und als Kasachstan-Neuling würde man sie in dieser Ecke der Welt wahrscheinlich zuerst gar nicht vermuten. In den modernen Cafes sitzen Studenten wohlsituierter Eltern an ihren Macbooks. Die Restaurants sind vielfältig und auf verschiedenste internationale Küchen ausgerichtet. Die Malls bieten Klamotten der großen Labels an und auch deren Preise sind gewöhnlich (europäisch) hoch.
Hier und da scheint die Vergangenheit mit Kommunismus, Arbeitertum und Kolchose ganz und ganz verschwunden zu sein. Geblieben ist eine moderne Stadt mit gastfreundlichen Menschen, die es zu besuchen gilt.
Zwischen Christi-Himmelfahrt-Kathedrale und Soldatendenkmal
Auch den Reisenden, die gerne nach Anleitung Sehenswürdigkeiten abklappert, wird Almaty auf keinen Fall enttäuschen. Hier treffen Kunst, Kultur und Reste des Sowjet-Vermächtnis unmittelbar aufeinander. Der Park der 28 Panfilowzy beherbergt direkt zwei der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Die Christi Himmelfahrt Kathedrale zählt zu den absoluten Top-Sights der Stadt und wurde daher erst kürzlich aufwendig restauriert. Zu Sowjetzeiten und mit der zunehmenden Verfolgung religiöser Aktivitäten in der Sowjetunion, wurde die erst wenige Jahre zuvor errichtete Kathedrale ab 1920 zunächst geschlossen und dann vollständig geplündert. Erst in den 1970er Jahren wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und wiederhergerichtet. Im größtenteils muslimischen Kasachstan fungiert sie erst seit 1994 wieder als christliches Gotteshaus.
Nur wenig Schritte weiter, werden die Überbleibsel eines sowjetischen Helden- und Kriegskults eindrucksvoll deutlich. Ein imposantes Denkmal, das sogenannte Panfilow-Denkmal, steht symbolisch für Millionen gefallener Sowjetsoldaten in verschiedenen Kriegen. Eine Flamme die niemals erlischt, soll ihnen und den Werten, für die sie bereit waren ihr Leben zu geben, gedenken.
Der grüne Basar (Kok Basar)
Wer auf der Suche nach dem ursprünglichen, etwas in der Zeit stehen gebliebenen, authentischen Almaty ist, wird zum Beispiel beim grünen Basar (Kok Basar) fündig werden.
Es handelt sich um den größten Markt der Stadt. Geöffnet hat er Dienstag bis Sonntag von früh morgens bis zum späten Nachmittag. Wie für einen echten Markt üblich, bekommt man die frischeste Ware am frühen Morgen und die besten Schnäppchen am Nachmittag.
Der grüne Basar befindet sich unweit des Bahnhofs Almaty 2. Nachdem die unzähligen Straßenhändler früher den Verkehr stark beeinträchtigten, mitunter auch ganz zum Erliegen brachten, betreiben sie ihr Gewerbe heute in einer riesigen Markthalle. Erwähneswert und (irgendwie auch spannend) wird es, wenn man sich aus der Haupthalle in die unterirdischen Gänge des 2. Untergeschoßes traut. Dort werden die Waren noch in kleinen und stickigen Kammern verkauft. Direkt daneben lagert Gemüse, welches an die verschiedenen Händler verteilt wird. Ein für europäische Reisende bestimmt ungewohnter Eindruck und ein spannendes Reiseerlebnis.
Sowohl unterirdisch, als auch in der Haupthalle und teilweise auch vor dem Gebäude, werden Gemüse, Fleisch, Früchte, Fisch, Käse und allen anderen erdenklichen Lebensmittel angeboten. In den letzten Jahren sind auch viele Händler mit Elektrowaren, Kleidung und Hygienebedarf dazu gekommen. Souvenirhändler, die als Zielgruppe die Touristen suchen, findet man aber bislang (glücklicherweise) nur vereinzelt hier. Der Markt ist zwar irgendwie auch eine Touristenattraktion geworden, aber nach wie vor Anlaufpunkt für die eigentlichen Almatiner geblieben.
Auf jeden Fall sollte man vor dem Kauf handeln und vergleichen. Auf keinen Fall direkt beim ersten Händler kaufen. Als Faustregel gilt: Je schwieriger der Händler zu finden war, umso größer ist wahrscheinlich seine Bereitschaft für eine gutes Geschäft zu verhandeln.
Almatys Zentralpark lockt nicht nur Familien
Der zentrale Park in Almaty zählt zu den größten Parkanlagen der Stadt. Er wurde bereits 1856 eröffnet. Die Einwohner sprechen von ihm noch häufig unter seinem alten Namen: Gorky Park. Auf mehr als 100 Hektar beherbergt er einen Freizeitpark, einen Wasserpark, verschiedene Seen und großen Wiesen- und Blumenflächen. Besonders am Wochenende tobt hier das Leben. Familien, Liebespaare und Freundesgruppen verbringen dann gerne abseits vom hektischen Stadtleben ihre Zeit hier.
Es gibt hier wirklich sehr viele Möglichkeiten einen schönen Tag zu verbringen: Für wenig Geld kann man hier Achterbahn fahren. Oder man leiht sich ein Tretbot und entspannt auf dem See? Oder doch lieber eine Dinosaurier-Ausstellung angucken? Und wenn es richtig heiß wird, dann ab ins Wasserrutschenparadies!
Der perfekte Erholungstag ist hier möglich: Man benötigt nur ein wenig Kleingeld und schon kann es losgehen!
Direkt an den Park schließt auch der Zoo Almaty an. Mit 75 Jahren ist er einer der ältesten Zoos in Kasachstan, was man an vielen Stellen leider auch noch sehen kann. Man merkt allerdings, dass zwischenzeitlich verschiedene Baumaßnahmen durchgeführt wurden, um die insgesamt 6.000 Tiere in 350 Arten ihren Bedürfnissen entsprechend unterbringen zu können. Viele der hier wohnhaften Tiere entstammen der nationalen Artenvielfalt. Dazu zählen z.B. Bären, Gemse, Wölfe , Biber und Adler. Außerdem gibt es weitere Tiere, die besonders aus dem asiatischen Raum stammen: Z.B. Leoparden, Elefanten, Krokodile und Schlangen.
Der Zentrale Park ist jeden Tag (außer an Feiertagen) geöffnet und kostet ein wenig Eintritt (ca. 100 Tenge). Der Eintritt in den Zoo muss separat bezahlt werden.
Kasachstan-Urlaub: Almaty besser als Astana?
Den meisten Touristen gefällt es in Almaty etwas besser als in der Hauptstadt Astana. Letztere hat zwar die Prunkbauten und den Glanz eines zentralasiatischen Dubais erhalten. Almaty aber – so scheint es – besitzt einfach das gewisse Flair und eine Seele. Das merkt man nicht nur beim Bummeln durch die Straßen. Die Menschen hier scheinen glücklicher, ja weniger gestresst und in Hektik, zu sein.
Außerdem ist Almaty gerade wenn man eine große Kasachstan-Reise unternimmt, ein super Ausgangspunkt um ein paar der schönsten Ecken des Landes zu erkunden: Der „Haussee“ Big Almaty Lake ist nur 30 Minuten Autofahrt vom Zentrum entfernt – zum eindrucksvollen Charyn Canyon benötigt man 3 Stunden.
Und auch wenn kein ganzer Tag für einen Ausflug zur Verfügung steht: Ein Abstecher mit der Seilbahn auf Almatys Hausberg Kök-tobe dauert nur wenig Stunden und gibt einem einen ersten Eindrucks des atemberaubenden Ile-Alatau National Parks.
Solltest du nur eine Stadt in Kasachstan besuchen können, ich würde dir Almaty empfehlen!
Empfohlener Kasachstan-Reiseführer
- Dagmar Schreiber (Autor)
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