Gjumri (auch: Gyumri) ist die zweitgrößte Stadt in Armenien und Hauptstadt der Provinz Shirak. Heute gilt sie als eines der wichtigsten kulturellen Zentren des Landes. Trotzdem haben noch nicht viele Gjumri mit ihren Sehenswürdigkeiten auf dem Reiseplan.
Die zweitgrößte Stadt liegt nicht unbedingt auf der bevorzugten Reiseroute von Armenien-Urlaubern. Während es die meisten eher zu den Naturhighlights im Süden des Landes verschlägt, liegt Gjumri im weniger beachteten Nordwesten des Landes. Mit 170.000 Einwohnern handelt es sich um die zweitgrößte Stadt Armeniens. Sie liegt auf 1592m Höhe und ist nur wenige Kilometer entfernt zur Türkei, mit der man nach wie vor eine angespannte politische Beziehung hat.
Ein Erdbeben hinterließ in Gjumri tiefe Wunden
Diese Gegend war bereits seit der Antike besiedelt. Die Stadt in ihrer heutigen Form wurde aber erst 1837 gegründet und entstand ausgehend einer russischen Festung, die noch heute erhalten geblieben ist. Zur Zeiten der UDSSR war Gjumri unter dem Namen Leninakan eines der größten Industriezentren der Sowjetunion gewesen. Davon ist mittlerweile nicht mehr viel übergeblieben. Viele Menschen wanderten daher nach Jerewan oder ins Ausland ab.
Eine große Naturkatastrophe ereignete sich im Jahr 1988. Am 07. Dezember erschütterte ein schweres Erdbeben die Region Lori im Norden Armeniens. Besonders schwer traf es das heutige Gjumri: Ein Großteil der Stadt wurde zerstört und mehr als 25.000 Menschen verloren ihr Leben. Man sagt, dass es hier keine Familie gibt, die nicht durch den Verlust eines geliebten Menschen direkt von diesem Schicksalschlag betroffen gewesen wäre. Die Spuren dieser verherrenden Naturkatastrophe sieht man heute noch – und das nicht nur an vielen Gebäuden in der Stadt. Auch bei vielen Einwohnern ist es eine offene Wunde und ein Geschehen, an das man sich selbst 30 Jahre später mit vielen Tränen zurückerinnert.
Die besten Sehenswürdigkeiten in Gjumri
Zu den wiederaufgebauten oder erhaltengebliebenen Sehenswürdigkeiten, zählen vorallem Orte der sowjetischen Geschichte, Kirchen aber auch viele Kulturbauten. Im Bereich der Kultur buhlt Gjumri sogar um den ersten Platz mit der weitaus größeren Hauptstadt Jerewan.
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Mehr InformationenVartanats-Platz: Das Herz von Gjumri
Der zentrale Platz in Gjumris Altstadt ist nach einem armenischen Freiheitkämpfer benannt. Auf dem Vartanats-Platz pulsiert das öffentliche Leben. Hier trifft man sich, verbringt Zeit oder verweilt in den angrenzenden Cafès und Restaurants. Eine Reiterstatue ist die zentrale Sehenswürdigkeit hier. Sie erinnert an den Kampf von Avarayr. Diese Schlacht soll am 26. Mai 451 stattgefunden haben. Die christlichen Armenier besiegten erfolgreich die einfallenden islamischen Perser. Dieses historische Ereignis gehört noch heute zu den bedeutendsten im wohl ältesten christlichen Land der Welt.
Der Vartanats-Platz ist von mehreren wichtigen Gebäuden umgeben. Die große Stadthalle von 1933 auf der östlichen Seite, die Erlöserkirche im Süden und die Kathedrale der Sieben Wundern der Heiligen Mutter Gottes im Norden. Die Kirchen sind teilweise noch von dem Erdbeben zerstört – die Kuppeln stürzten herab und mussten erneuert werden. Auf der Rückseite der Erlöserkirche befindet sich ein Denkmal mit der Uhrzeit, als die Katastrophe über den Ort hereinbrach. Die Erlöserkirche ist mit 36m Höhe übrigens die gräßte in ganz Armenien. Im Jahr 2016 hielt Papst Franziskus eine große Open-Air-Messe auf dem Vartanats Platz ab.
Für Reisende ist der zentrale Platz ein guter Einstieg in die Erkundung von Gjumri. Hier ist immer am meisten los und auch die wichtigste Fußgängerzone ist nicht weit entfernt.
Abovyan-Straße: Die Haupteinkaufsstraße
Direkt an den Varatanats-Platz schließt die Abovyan-Straße an. Diese Fußgängerzone ist wohl die belebteste Straße in ganz Gjumri. In alten Gebäuden, teilweise wiederaufgebaut teilweise noch im Aufbau, findest du jede Menge Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Dazwischen gibt es auch immer wieder kleine Kunstboutiquen zu sehen. Die Staatliche Kunstakademie gehört nicht umsonst zu den wichtigsten Bildungseinrichtungen der Stadt.
Historisches Puppentheater von Gjumri
Auf der Abovyan-Straße befindet sich auch das alt-ehrwürdige Puppentheater. Es ist das erste Puppentheater in Armenien und bis heute noch im Betrieb. Seine Namen erhielt es von seinem gründer Stephan Alikhanyan im Jahr 1935. Wenn gerade keine Vorstellung stattfindet, kann man auch das kleine Museum im Inneren besuchen.
Kostümierte Promoter in Bärenkostümen stehen häufig unweit des Puppentheaters für ein gemeinsames Foto parat und sollen den Besuchern Lust auf den Ticketkauf machen. Die Stücke sind allesamt in armenischer Sprache. Bei Klassikern wie „Rotkäppchen“ sollte man aber auch ohne Sprachkenntnisse halbwegs der Geschichte folgen können.
Central Park im Sowjetstil
Der größte Park der Stadt wird meist einfach als Central Park oder Stadtpark bezeichnet. Wer schon einmal in Moskau war, fühlt sich hier direkt an den Gorki-Park erinnert. Generell scheint in Gjumris Stadtpark die Zeit stehengeblieben zu sein.
Antike Laternen, Brunnen oder vorallem aus der Zeit gefallene Fahrgeschäfte für Kinder bringen den perfekten Ostblock-Charme mit einer Prise Nostalgie rüber. Dass hier und da noch russische Beschriftungen anhand kyrillscher Buchstaben zu sehen sind, macht dieses Erlebnis wie eine Zeitreise.
An die Zeiten der Sowjetunion denkt nicht jeder in Armenien gerne zurück. Schließlich war dort das für die Bevölkerung so wichtige Christentum häufig verboten. Im ganzen Land wurden daher Überbleibsel der UDSSR sukzessive entfernt. Aber im Central Park von Gjumri wird die kommunistische Vergangenheit wieder greifbar.
Direkt um die Ecke des Central Park befindet sich eine Filmkulisse des bekannten Films „Der Tango unserer Kindheit„. Auf einem alten Balkon wurde eine bedeutene Szene der sowjetisch-armenischen Tragikomödie im Hahr 1984 gedreht. In Europa kennt fast niemand diesen Film. Hier ist es aber ein All-Time-Klassiker und eine der Hauptgründe, warum so viele Armenier die Stadt besuchen.
Die Schwarze Festung
Die Schwarze Festung (armenisch: Sev Berd) ist eine verlassene russische Festung aus Kaiserzeiten und den Gründungsjahren des heutigen Gjumris. Sie wurde als eindrucksvolles Abwehrbollwerk gebaut, als der Krieg zwischen Russland und der Türkei im Jahre 1829 endete aber immer wieder heiß werden konnte. Die Festung sollte die russische-Präsenz im Kaukasus zum einen stärken, zum anderen für den Gegner greifbar verdeutlichen. Das beeindruckende Gebäude liegt nur 8km Luftlinie von der türkischen Grenze entfernt.
Die Black Fortress wurde auf einem Hügel zwischen 1834 und 1847 erbaut. Das 360° Gebäude besteht aus schwarzen Steinen, die ihm auch ihren Namen verliehen. Sie war nie unter Belagerung oder Angriff. Daher ist sie auch heute noch komplett erhalten. Im Inneren befindet sich ein große Bühne, auf denen teilweise Vorstellungen stattfinden. Die rundum angelegten Balkone bieten einen guten Blick auf diese.
Mutter Armenien Statue
Ähnlich wie in Jerewan befand sich auch in Gjumri einst eine riesige Stalin-Statue auf einem Hügel. Direkt neben der Schwarzen Festung wurde sie aber 1975 entfernt und du die Schutpatronin des Landes, die Mutter Armenien, ersetzt. Sie ähnelt ihrem Pendant in Jerewan, wobei die Gjumri-Version deutlich kleiner gehalten wurde. Von hier hast du einen guten Ausblick auf die Stadt und die Schwarze Festung.
Der „Iron Fountain“ oder „Eisener Vorhang“
Dieses etwas skurille Überbleibsel findest du am Stadtrand von Gjumri. Der Iron Fountain, auch oft als „Eisener Vorhang“ bezeichnet, wurde bereits zur Zeit der Sowjetunion errichtet. Das Erdbeben von 1988 überstand die stabile Metallkonstruktion unbeschadet.
Einst schoß aus diesem Bauwerk nach typisch sowjetischer Megalomanie jede Menge Wasser. Jetzt ist sie aber schon seit Jahrzehnten außer Betrieb und die Gegend drumherum verwildert immer weiter. Wäre dieser alte Brunnen nicht architektonisch irgendwie beeindruckend und verwirrend zugleich, würde er wahrscheinlich bald schon völlig in Vergessenheit geraten.
Es gibt von Seiten der Stadt auf jeden Fall keine Motivation, ihn wieder als Brunnen in Betrieb zu nehmen. Daher bleibt er als sowjetischer Überbleibsel vorallem für westliche Besucher ein beliebter Zwischenstopp.
Wissenswertes für deine Reise nach Gjumri
Konnte ich dir mit meinem Artikel Lust auf Gjumri und seine Sehenswürdigkeiten machen? Dann ab an die Reiseplanung und diese zusätzlichen Tipps noch mitnehmen!
Wie komme ich nach Gjumri?
Gjumri liegt rund 2 Stunden Autofahrt von der armenischen Hauptstadt Jerewan und ihrem internationalen Flughafen entfernt. Auch eine Anreise aus dem benachbarten Georgien ist möglich, wobei Tiflis rund 4 Stunden weit weg ist. Die Landgrenze zwischen Armenien und der Türkei ist seit vielen Jahrzehnten komplett geschlossen.
Wie lange sollte ich in Gjumri bleiben?
Gjumri eignet sich gut für einen Tagesausflug, man kann aber ruhig auch ein 1-2 Nächte hier verbringen, um das Flair und kulturelle Angebot dieser Stadt ausgiebiger in Augenschein zu nehmen. Rund um das Zentrum befinden sich viele Hotels und Gasthäuser (Meine Empfehlung: Armine’s B&B). Der Großteil der Stadt ist zu Fuß zu erkunden.
Welche Sehenswürdigkeiten gibt es in der Nähe von Gjumri?
Knapp 1 Autostunde entfernt liegt der See Arpi umgeben von einem Naturschutzgebiet. Hier kann man viele seltene Vögel beobachten. Bitte beachte, dass dieser See dicht an den Grenzen der Türkei und Georgien liegt. Daher kommt es hier immer wieder durch Kontrollen von armenischen Sicherheitsbeamten. Du solltest daher deinen Reisepass mit dir führen!
Das Kloster Marmaschen liegt nur 20 Minuten Autofahrt von Gjumri entfernt und ist sehr sehenswert. Seine idylische Lage am Fluß Akhuryan sorgt dafür, dass hier an Sommer-Wochenenden viele Menschen zum Picknicken hinkommen.
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